Die Zeit
Eine ungewöhnliche Betrachtung
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Urknall und Zeit
Die Zeit wurde mit dem Urknall geboren, also vor etwa 13,82 Milliarden Jahren, zusammen mit dem Raum und der Materie. Die Zeit unmittelbar nach dem Urknall wird Planck-Zeit genannt (s. hier), nach dem Physiker Max Planck.
Das Teilwort "Knall" ist dabei nicht richtig gewählt. Der Begriff Big Bang wurde 1952 in einer Radiosendung scherzhaft von dem englischen Kosmologen Fred Hoyle geprägt, der nicht an ein urplötzlich aus dem Nichts Entstandenes glauben wollte, das in einer fast unendlichen Dichte und Winzigkeit die Atome unseres gesamten Universums, so wie wir es heute kennen, beinhaltet haben soll. Der Begriff Big Bang gilt jedoch heute noch.
Warum aber können wir nicht vom Urknall als einem Knall an sich sprechen?
Nun: Wenn wir dabei an einen Silvesterkracher denken, der bei seiner Zündung Lichtblitze (Photonen) verstreut und dazu neben jeder Menge Krach (Schallwellen) auch noch Qualm und Rauch (Atome), dann ist für diese plötzliche Ausbreitung nach der Zündung ein Raum notwendig, nämlich die vorhandene Umgebung des Knallkörpers. Beim sogenannten Urknall gab es aber keinen Raum! Dieser wurde erst geboren durch diese urplötzliche Expansion, zusammen mit der Zeit! Ein Gott kann dabei auch keine Hand im Spiel gehabt haben, denn im buchstäblichen Nichts kann es auch keinen Gott (oder einen Geist) gegeben haben. Mit buchstäblich ist zu verstehen, dass wir das Wort Nichts zwar lesen, aber niemals auch nur annähernd begreifen können.
Die moderne Wissenschaft kann heute auf den Augenblick nach diesem Urknall zurückblicken, der 10 hoch minus 43 Sekunden nach dem Zeitpunkt der Schöpfung lag: Die Zahl Null mit 42 Nullen hinter dem Komma, und am Schluss eine 1, also ingsgesamt 43 Stellen. Unfassbar. In Worten liest sich das so: Eine zehnmillionstel billionstel billionstel billionstel Sekunde. Aber auch in Worten wird das nicht begreifbarer...
Die Zeit an sich also muss noch einen kleinen Moment vor dieser unbegreiflichen Zahl entstanden sein (zusammen mit dem Raum); dieser unfassbare Zeitpunkt wird in der Wissenschaft als t= 0 bezeichnet, wobei t das internationale Zeichen für Zeit ist (time).
Das Universum kann sich wohl bis in alle Ewigkeit weiter ausdehnen, so die Meinung vieler Astrophysiker. Gilt das auch für die Zeit? Nein! Das Universum wird infolge seiner Ausbreitung immer kälter; und beim absoluten Nullpunkt angelangt (-273,15 Grad), haben die Atome jegliche Wärmeenergie verloren und damit auch jegliche Bewegung: und ohne Bewegung kann man die Zeit nicht messen; die Zeit ist ebenfalls eingefroren. Zwar gäbe es sie physikalisch noch, aber es wäre unsinnig, über sie nachzudenken.
Dass das Universum sich immer schneller ausdehnt, bewiesen in den 1990er Jahren die Astrophysiker und Nobelpreisträger Saul Perlmutter, Adam Riess und Brian Schmidt.
Es gibt aber auch sehr viele Wissenschaftler, die eine ewige Expansion des Universums nicht akzeptieren: Irgendwann wird diese Ausbreitung enden und sich das Universum wieder zusammenziehen, bis auf den Nullpunkt, also quasi dem Zeit-Punkt des Urknalls. Wie wird sich die Zeit dabei verhalten? Stephen Hawking sagte einmal, dass sich auch die Zeit dabei rückläufig bewegen muss! Diese Meinung revidierte er aber später: Auch dann wird ein Glas zuerst auf den Boden fallen und dann zersplittern, und nicht umgekehrt.
Ein rückläufiges Universum ist für viele Wissenschaftler wesentlich logischer: Das Universum zieht sich zurück auf einen (fast) unendlich kleinen Punkt und expandiert durch diesen Urknall erneut. Eine Entstehung aus dem absoluten Nichts dagegen ist absolut nicht vorstellbar. Sicherlich ist auch diese Theorie für unseren menschlichen Geist nicht vorstellbar, dass sich (fast) unendliche Weiten und damit Materie in einen Punkt, viel kleiner als der kleinste Baustein eines Atomkerns, zurückbilden kann.
Aber immerhin ist bewiesen, dass es einen solchen, fast unendlich kleinen Punkt gab, wie oben dargelegt. Zugegebenermaßen ist es leichter vorstellbar, dass es einen solchen minimalen Punkt gegeben hat, als sich die Annahme vor Augen zu führen, dass ein solch universales Ereignis aus dem Nichts stattgefunden hat. Nichts ist halt: nichts. Gar nichts. Unvorstellbar.
Die Zeit ist unmittelbar mit Bewegung und Veränderung verbunden: In einer normalen Uhr bewegen sich Zahnräder, in einer Quarzuhr vibrieren Kristalle, in einer Atomuhr Atome. Und: die Zeit bewegt sich nur in eine Richtung; definitiv! Und das auch ohne Uhren...
Auf dieser Seite gehen wir dieser Frage nach, was die Zeit an sich ist: zunächst mit Fakten und Erklärungen, später aber auch mit philosophischen Gedanken.
Diese Abhandlung habe ich vor einigen Jahren begonnen. Das Phänomen Zeit braucht halt unter Umständen eine ganze Weile...
Und bis zur Fertigstellung kann es durchaus noch eine zeitlang dauern!
Vorwort zur Entstehung dieser Seite vom Tag des Beginns
Ein Projekt, das ich in einem solchen Ausmaß noch nie in Angriff nahm! Stunden um Stunden, Tage und Monate und inzwischen Jahre dauern die Recherchen, und nochmals ungezählte Stunden, um die richtigen Formulierungen für diese Seite zu finden, während ich mich tage- und monatelang mit der Thematik beschäftige; nebenher zu meinen anderen vielen Interessen...
Auslöser für dieses Thema ZEIT war meine Faszination über Zeitphänomene in der SF-Literatur, die mich schon in meiner Jugend fesselten: Zeitreisen warfen mir als 15-jährigem Fragen auf, ebenso wie Reisen durch das Universum. Eine faszinierende Literatur, die die Worte Fiction und Sience verbindet: Im Gegensatz zur Fantasy, wo es keine Grenzen der Vorstellungskraft gibt und schlichtweg alles möglich ist, behält das Genre Sience Fiction die Füße einigermaßen auf dem Boden der Wissenschaft (Science), wenn auch in utopischen, zukünftigen Szenarien (Fiction).
Hier will ich aber der Zeit selbst ein wenig auf die Spur kommen!
In der nachfolgenden Artikelübersicht sehen Sie die vorläufige Struktur meiner selbstgestellten Fragen, zu denen ich Antworten suche. Im Verlauf dieser Arbeit kommen auch immer wieder neue Fragen hinzu, oder andere tauchen ein in schon bestehende Antworten: Die Struktur wird also stetig verändert!
Und: Die Arbeiten erfolgen nicht in einer strengen Reihenfolge; vielmehr muss ich sprunghaft vorgehen, weil sich manche Definitionen oder Artikelüberschriften erst während der Recherchen ergeben und daher logisch zusammengefügt werden müssen.
Ob ich jemals alle meine Fragen beantworten werden kann, wird aber erst die Zeit selbst beantworten können!
In ungewissen Abständen werde ich diese Seite aktualisieren. Sofern ich Zeit finde, mich um die Zeit zu kümmern...
Diese Zusammenfassung wurde zusammengetragen aus verschiedenen Büchern und Internetquellen und fast ausschließlich mit meinen eigenen Worten so formuliert, dass auch interessierte Amateure (wie ich selbst) einen 'verstehbaren' Nutzen daraus ziehen können.
Artikelübersicht
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Allgemeine Hinweise zu dieser Seite - Was ist Zeit? - Erste Definitionen - Der Zeitsinn - Warum eine so genaue Definition der Zeit? - Verschiedene Zeitlichkeiten - Materielle Zeitlichkeiten - Physikalische Zeitlichkeiten - Gegenwarten - Zeiteinheiten, Vorwort - Jahre - Monate - Tage - Stunden - Minuten - Sekunden - Kalender - Uhren - Keine Daten vor 1582? - Philosophische Gedanken - Science Fiction
Unterteilung der Übersicht
- Weltzeit
Enthält auch Greenwich-Zeit GMT, koordinierte Universalzeit UTC
Physikalische Zeitlichkeiten
Entsprechend den Ebenen, auf denen Licht, Teilchen und massereiche Materie organisiert sind:
Kalender [noch nicht vollständig]
Im Jahr 2018 weltweit benutzte Kalender: rund 40!
- Entwicklung der Kalender
. Sonnen-/Mondkalender
Uhren
- Zeitmessung (allgemeine Erklärung)
Gedanken, die sich mit der Zeit, (un)möglichen Zeitreisen und (un)möglichen Parallelwelten befassen
Erklärungsteil
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Was ist Zeit?
Genau dieser Frage will ich auf dieser Seite auf die Spur kommen:
Haben Sie etwas Zeit dafür, oder läuft Ihnen die Zeit davon, wenn Sie sich mit der Zeit beschäftigen wollten?
Natürlich ist die Zeit etwas, was wir alle kennen, und zwar aus persönlicher Erfahrung:
Wir kamen auf diese Welt, durchlaufen sie in einer gewissen Zeitspanne, dann gehen wir wieder; oder "werden gegangen".
Das Wesen der Zeit ist für unsere Wahrnehmung ein kontinuierliches Dahinfließen der Ereignisse, versinnbildlicht und messbar durch eine Sanduhr: mit jedem fallenden Sandkorn ist mehr Zeit verstrichen. Veränderungen sind Anzeichen für das Verrinnen der Zeit.
Aber: hat Alles und Jedes eine Zeit oder einen Zeitbegriff?
Die Aborigines zum Beispiel leben seit 40.000 Jahren mit einem völlig anderen Zeitbegriff : für sie sind Gegenwart und Vergangenheit verzahnt. In ihrer Traumzeit haben die mythologischen Ahnen die Welt erschaffen, und diese Traumzeit wirkt noch heute. Geschichte, wie das oben erwähnte kontinuierliche Dahinfließen der Ereignisse, gibt es dort nicht; irgendwie ist alles gleichzeitig.
Was genau muss man unter dem Begriff "Zeit" verstehen?
Diese Kompliziertheit wird nicht auf den ersten Blick klar, weil es viele Eindrücke der Zeit und auch viele verschiedene "Zeitlichkeiten" gibt.
Beispiel: Hat man nicht manchmal das Gefühl, dass die Zeit viel zu schnell oder viel zu langsam vergeht?
Kann ein Stein oder ein Atom "Zeit" haben?
Ist Zeit also für Jeden und Alles gleich? Oder nicht?
Augustinus, ein Bischof im römischen Afrika, schrieb um das Jahr 390: "Was also ist die Zeit? Wenn niemand mich danach fragt, weiß ich's. Will ich es aber einem Fragenden erklären, weiß ich's nicht."
Der Autor dieser Seite weiß es natürlich auch nicht; aber er versucht, viele Elemente, die in den Begriff "Zeit" passen, einigermaßen verständlich zu erklären und in einen gemeinsamen Zusammenhang zu bringen.
Die Essenz meiner Erforschungen: es gibt keine "wirklich wahre" Zeitskala! Es gibt nur verschiedene Naturvorgänge, die sich durch Zeitmessungen vergleichen lassen.
Der Mensch kennt die Zukunft nicht, aber seine Vergangenheit. Insofern ist die Zeit aus persönlicher Sicht ein Blick zurück, und zwar sehr realistisch.
Natürlich können wir dennoch in die Zukunft blicken, falls du gerade mal 16 Jahre alt bist oder 20: du wirst eine Frau haben oder einen Mann und Kinder, du wirst ein Haus bauen und Enkelkinder haben! Dies ist aber keine Realität, sondern ein Wunsch. Dieser Wunsch mag vorderhand Utopie sein; aber der Mensch hat als einziges Wesen die Gabe, weiter als bis zur nächsten Nahrungsaufnahme oder dem nächsten Zeitpunkt für die Vermehrung zu denken: wir können für die Zukunft planen! Und diese Planungen sind es, die unser Leben in der Gegenwart lebenswert und die Zukunft erlebbar machen, wenn auch meist in anderer Form als von uns gewünscht oder erdacht. Aber ohne diese Gabe des Sinnierens über die Zukunft wäre unser Dasein ein einziges Chaos: was wird nächste Woche sein? Völlig egal. Selbst Primaten können sich nicht vorstellen, dass es eine nächste Woche gibt.
Planungen von Tieren, die sich auf eine kommende Zeit beziehen, sind rein biologischer Natur: es scheint Winter zu werden, ich muss tun, was mir mein angeborener Instinkt bzw. mein genetisches Programm vorgibt.
Die Zeit wird zeigen, wie es mit dir als Mensch vorangeht und deinen Planungen... Du wirst sie oft umwerfen oder in andere Bahnen lenken müssen, um deine Zukunft zu gestalten! Aber du hast als Mensch immerhin die Chance wegen dieser Gabe, dass du auf Veränderungen reagieren und damit deine mögliche Zukunft (er)lebenswert machen kannst: nutze es aus!
Bedenke aber, dass jede Entscheidung, die du fast jede Sekunde triffst, eine andere Zukunft erschaffen wird:
Du gehst aus dem Haus und zögerst einen Moment, in welche Richtung du dich wenden sollst. Gehst du nach links, wirst du nach vier Minuten mit der Frau deiner Träume zusammenstoßen. Entscheidest du dich für rechts, passiert nichts Wesentliches; jedenfalls nicht bis zu deiner nächsten Entscheidung. Und so fort.
Diese Zeitphilosophie wird hier näher beschrieben!
Und jede Zeit, die du verbracht hast, kann nicht gelöscht werden - außer in deinen Erinnerungen. Die Zeit selbst behält aber ihre Vergangenheit, sie ist Bestandteil des Universums.
Erste Definition der Zeit
Isaac Newton (1642 - 1726) legte in seinen Mathematischen Prinzipien der Naturphilosophie (kurz: Principia) die Grundlage der modernen Naturwissenschaft.
Das Postulat der absoluten Zeit finden Sie hier.
Dieses Postulat ermöglichte die Formulierung wissenschaftlicher Gesetze in Gleichungen, in denen das Symbol t für die Zeit steht. Dieses t der Physiker liegt fernab jeglicher Definition und Natur der Zeit an sich; es ist rein mathematischer Natur.
Der Zeitsinn
Läuft für alle Lebewesen die Zeit gleich ab? Nein!
Unsere menschliche Zeitwahrnehmung läuft im Alter schneller ab. Chronowissenschaftler nennen hier zwei Gründe:
Die biologische Uhr 'tickt' langsamer, das heißt, sie weicht von der tatsächlich vergangenen Zeit ab: Die Welt scheint sich schneller zu bewegen. Typischer Ausspruch: 'O je, es wird ja schon wieder Winter! Wo ist denn die Zeit bloß hin?' Oder, zu Bekannten, die man eine Weile nicht gesehen hat: 'Vor kurzem waren eure Kinder noch im Kindergarten; und jetzt studieren sie schon...'
Zweitens sorgt der Alltag für ein schnelleres Zeitempfinden: Ältere Menschen sammeln nicht mehr viele neue Eindrücke. Diese "langweilige" Zeit wird im Nachhinein als schnell vergangen empfunden - weil kaum etwas passiert ist. Ist eine solche ereignisarme Zeit gerade Gegenwart, scheint die Zeit stillzustehen: 'O je, es ist erst 19 Uhr! Wie bekomme ich den restlichen Abend noch rum bis zur Schlafenszeit?'
Im Gegensatz dazu erschrickt ein agiler Mensch darüber, dass es schon 19 Uhr ist: 'Donnerwetter, ich habe gar nicht bemerkt, dass die Zeit so schnell herum ging!'
Viele Tierarten sorgen für die Zukunft vor, weil sie nicht anders können: Ist die Zeit gekommen, um in den Süden zu fliegen, dann ist das so; ob es Sinn hat oder nicht.
Hier allerdings beobachten Biologen seit gut 20 Jahren, dass dieses genetisch bedingte Verhalten Änderungen unterworfen wird: Viele Zugvogelarten haben 'gelernt', dass es eben doch keinen Sinn macht, jetzt schon in den Süden zu fliegen und verschieben ihren Abflug; andere testen gar, ob es überhaupt einen Sinn macht: Teile einer Population bleiben einfach hier. Und diese Erfahrung wird den Genen der Nachkommen übergeben. Bekanntestes Beispiel sind sicher die Störche: In Süddeutschland haben sie es schon sehr lange aufgegeben, diese beschwerliche Reise auf sich zu nehmen.
Ebenso können - höher entwickelte - Tierarten ihr zeitliches Verhalten in engen Grenzen anpassen; aber nur in sehr wenigen Ausnahmefällen können sie begreifen, was Vergangenheit ist: Meiner Katze kann ich mitteilen, dass es gleich Futter geben wird, und sie wird entsprechend reagieren; niemals aber wird sie begreifen, dass es schon Futter gegeben hat - selbst wenn ihr Bauch voll ist, wird sie auf Lockreize reagieren.
Der menschliche Säugling erfährt ständig alles aufs Neue, bis zu einem gewissen Zeitpunkt: Dann kann er begreifen, dass es etwas geben wird, und dass es auch etwas schon gab; darauf kann er sein Handeln und seine Reaktionen abstimmen, also die Zukunft vorhersehen oder zumindest erahnen: benehme ich mich in einer bestimmten Art und Weise, dann gibt es die Brust, oder Streicheleinheiten oder die Rassel.
Viele Tiere können das ebenfalls, aber nicht durch bewusstes Denken und Planen, und sie können ihr Handeln nicht schlüssig aus Erfahrungen der Vergangenheit auf die Zukunft übertragen und damit gezielte Handlungen vornehmen; ihr Verhalten ist zwar in gewissem Sinne erlernt, aber dennoch instinktgeprägt - auch wenn meine Katze weiß, dass es bei meiner Heimkehr ein Leckerli gibt, so ist das nicht mit einem Bewusstsein an sich zu vergleichen.
Der Mensch aber besitzt die Fähigkeit, die Welt in ihrem vorhersagbaren und unvorhersagbaren Zustand wahrzunehmen, was ihm schon zu uralten Zeiten die Fähigkeit zu einer diffizilen Kommunikation ermöglichte. Zudem ist dem Menschen schon seit Urzeiten bewusst, dass seine Zeit begrenzt ist: als einzigem Lebewesen ist ihm der Tod als Grenze seines irdischen Daseins in voller Tragweite bekannt.
Elefanten erkennen dies auch, aber nur in Bezug auf Artgenossen: Sie trauern um Kameraden, weinen sogar, im Tierreich einmalig! Auf sich bezogen scheinen sie allerdings die Möglichkeit des eigenen Ablebens nicht erkennen zu können, obwohl sie bewiesenermaßen ein Bewusstsein von sich selbst haben.
Warum brauchen wir eine solch genaue Definition der Zeit?
Die kleinen Unregelmäßigkeiten der Erdrotation, die seit etwa 1890 vermutet wurden und im Bereich weniger Millisekunden liegen, hatten sich bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts bereits auf mehrere Zehnsekunden summiert, wodurch dringender Bedarf nach einer Zeitreform bestand. Um 1950 war die Genauigkeit der Quarzuhren so weit gestiegen, dass eine einwandfreie Reform des Zeitsystems bewerkstelligt werden konnte.
Die merkliche, bis heute stetig zunehmende Zeitdifferenz von Ephemeridenzeit und bürgerlicher Zeit, die alle 1 bis 2 Jahre eine Schaltsekunde nötig macht, hängt u.a. mit der um 1900 begonnenen interdisziplinären Festlegung der fundamentalen Größen von Naturwissenschaft und Technik zusammen.
Auf den damaligen Ergebnissen beruht unser Zeitsystem bis heute.
Nun war aber die Erdrotation – wie man erst nachträglich durch gesteigerte Messgenauigkeit nachweisen konnte – etwas langsamer als im langjährigen Durchschnitt.
Dadurch liefen die erdgebundene und die durch Erd- und Planetenbahnen definierte, exaktere Zeitskala zunehmend auseinander, was durch die Definition der Ephemeridenzeit behoben wurde. Man blieb zwar 1960 weiterhin bei der 60 Jahre zuvor definierten Sekunde, gab ihr aber zur Unterscheidung von anderen fundamentalen Zeitmaßen den Namen Ephemeridensekunde.
Der Name Ephemeridenzeit kommt von Ephemeriden, worunter die Astronomie ein mathematisches System von Formeln und Tabellen versteht, mit dem Zeitpunkte astronomischer Ereignisse vorausberechnet werden. Die ersten Ephemeriden gehen vermutlich auf antike Astronomen zurück und wurden ab etwa dem Jahr 1300 für die zunehmende Schifffahrt und genauere Navigation wesentlich verfeinert.
Verschiedene Zeitlichkeiten
Weltzeit
Die Weltzeit, auch Erdzeit genannt, ist ein Zeit-System, das aufgrund internationaler Vereinbarungen eine weltweit gleiche Zeitangabe ermöglicht - im Gegensatz zur Zonenzeit (s.a. Bürgerliche Zeit), die nur innerhalb einer regional begrenzten Zeitzone gültig ist.
In früheren Zeiten wurde die lokale Sonnenzeit verwendet, ursprünglich die von einer unkorrigierten Sonnenuhr gemessene nicht ganz gleichmäßig ablaufende wahre Ortszeit; später, als mechanische Uhren verwendet wurden, die gleichmäßig verlaufende mittlere Ortszeit.
Nach dem Aufkommen der Eisenbahn und der Telegrafie wurde eine Reduktion der vielen Ortszeiten auf wenige gebietsweise geltende Zeitangaben nötig. Es kam zur Schaffung von Zonenzeiten, deren Abweichung von der Ortszeit - maximal an den östlichen und westlichen Zonenrändern - erträglich gehalten wurde. Deren gegenseitiger Koordination liegt eine Weltzeit zugrunde, von der sie in der Regel in ganzen Stunden abweichen.
Auf der Washingtoner Meridiankonferenz 1884 einigte man sich auf den Meridian durch Greenwich (England) als Nullmeridian und auf die Greenwich Mean Time (GMT) = Mittlere Greenwich-Zeit als erste allgemein gültige Weltzeit. Die GMT ist die durch astronomische Messungen bestimmte mittlere Ortszeit des durch die Sternwarte von Greenwich führenden Meridians. 1928 wurde diese in Universal Time umbenannt. Seit 1972 verwendet man als Weltzeit die durch Atomuhren dargestellte Koordinierte Weltzeit (UTC). Somit ist die GMT zur Ortszeit degradiert geworden!
Während heute also im alltäglichen Leben die jeweils gültige Zonenzeit verwendet wird, bildet die Weltzeit im internationalen Verkehr, zum Beispiel Flugverkehr oder im Internet, überall die gleiche Zeitskala.
1884–1924 GMT
1925–1928 neue GMT
1928–1971 UT
seit 1972 UTC
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Bürgerliche Zeit
Die in den einzelnen Ländern gesetzlich festgelegte Uhrzeit.
Sie ist meist eine Zonenzeit, das heißt, sie hat eine Differenz zur Weltzeit (UT = Universal Time, s. vorheriger Eintrag 'Weltzeit') in vollen Stunden. Im europäischen Gebiet ist die bürgerliche Zeit üblicherweise die Mitteleuropäische Zeit (MEZ), die gegenüber der Weltzeit um eine Stunde vorgeht.
Auch die Sommerzeit (Mitteleuropäische Sommerzeit = MESZ) ist eine bürgerliche Zeit. Sie geht gegenüber der Weltzeit um zwei Stunden vor. In Deutschland wird die Sommerzeit durch Rechtsverordnung des Bundesinnenministeriums festgelegt; die Festlegung erfolgt nach Richtlinie der Europäischen Union.
Im Jahr 2018 wurde die Frage aufgeworfen, ob die Umstellung auf Sommerzeit sinnvoll ist: Diese Idee wird in der europäischen Union immer noch heftig diskutiert.
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Gefühlte Zeit, Zeitwahrnehmung und verstandene (gemessene) Zeit
Wir alle haben einen "eingebauten" Sinn dafür, was damit gemeint ist, wenn wir von "vor einem Ereignis" oder "nach einem Ereignis" sprechen.
Jedoch gibt es einen qualitativen Unterschied zwischen gefühlter Zeit und verstandener (gemessener) Zeit:
Die gemessene Zeit können wir auf Zifferblättern, Digitalanzeigen und Kalendern ablesen, wir schauen regelmäßig auf die Uhr, führen Terminkalender, versuchen, pünktlich zu Terminen zu erscheinen. Manche Kulturen nehmen es hierbei mehr, andere weniger genau mit der Pünktlichkeit, aber letztlich scheint sich fast überall auf der Erde die Organisation des menschlichen Alltags in das System der gemessenen Zeit einzugliedern.
Dieses Zeitsystem aus Stunden, Tagen, Jahren, ist zwar vom Jahreszyklus und dem Tag-/Nachtwechsel abgeleitet, aber gemacht haben wir Menschen uns dieses System selbst.
Diesem definierten starren System steht unsere individuelle Zeitwahrnehmung, die gefühlte Zeit, gegenüber.
Diese Wahrnehmung ist nicht nur von Mensch zu Mensch völlig unterschiedlich, sie verändert sich, je nach Situation, auch bei jedem von uns permanent.
Manchmal scheint uns die Zeit davonzulaufen, z.B. wenn wir dringend etwas fertig machen müssen oder Termine zu dicht aufeinander folgen.
Doch dann gibt es auch die Momente, wo die Zeit überhaupt nicht vergehen will: Beim Warten scheint die Zeit sich oft zu einem lästigen Etwas auszudehnen, das wir endlich hinter uns haben wollen. Oder überhaupt in Situationen, die uns unangenehm sind. Wie sehnen wir uns oft danach, dass diese endlich vorüber gehen, wie lange können uns da ein paar wenige Minuten vorkommen.
Wie fühlen zwei Fuß- oder Handballmannschaften und ihre Anhänger die letzten bangen Minuten bis zum Schlusspfiff, wenn das eigentlich unterlegene Team mit einem Tor führt?
Das Team mit dem Vorsprung kann es nicht erwarten, die Zeit bis zum erlösenden Pfiff will einfach nicht kommen, während die gegnerische Mannschaft verzweifelt stürmt: die Zeit dehnt sich fürchterlich, sie vergeht viel zu langsam...
Für das andere Team vergeht die Zeit viel zu schnell, in der vielleicht noch die Möglichkeit zum Ausgleich besteht: die Zeit wird knapp, viel zu knapp!
Dem Schiedsrichter ist das alles egal: er hat seine gemessene Zeit, die er auf der Digitaluhr ablesen kann; nur diese Zeit zählt!
Doch die Zeit läuft uns nicht nur davon oder will nicht vergehen, manchmal scheint sie auch stehen zu bleiben; wir nehmen überhaupt nichts mehr von ihr war, scheinen in einen Zustand der Zeitlosigkeit aufgegangen zu sein. Dies geschieht meist, wenn wir uns mit etwas beschäftigen, das unsere ganze Aufmerksamkeit in Anspruch nimmt, das uns fesselt und wir uns völlig in diese momentane Tätigkeit verlieren können. Wir, bzw. unser Ich, mit all seinen Wünschen, Freuden, Sorgen und Leiden, scheint dann tatsächlich verloren, verschwunden zu sein. Da ist dann nur noch der Moment und das, was wir eben hier und jetzt tun und wahrnehmen, ein Zustand der Zeitlosigkeit und oft auch von Seligkeit. Erst die Uhr als zeitmessende Institution macht uns wieder - erschreckend! - auf die Realität aufmerksam.
Es gibt aber auch Lebewesen, die die Zeit tatsächlich verlangsamt sehen: Ein Falke z.B., der mit irrer Geschwindigkeit durch einen Wald fliegt, könnte niemals nur aufgrund seiner schnellen Reaktionen den vielfältigen Hindernissen ausweichen, wenn er nicht quasi in Zeitlupe sehen könnte. Gleiches gilt für eine Libelle, die mit ihren bis zu 30.000 Einzelaugen rund 330 Bilder pro Sekunde auflösen kann; ein Mensch schafft hier gerade mal 60 Bilder! Die Libelle sieht also wesentlich "schneller", also wie sich das Objekt (z.B. eine angreifende Wespe) tatsächlich bewegt.
Wie oft haben Sie versucht, eine Stubenfliege mit der Hand zu fangen? Die lacht sich eins! Ihre genervte Hand, so schnell sie auch zuschlagen mag, kommt mit der Geschwindigkeit einer geworfenen Daunenfeder auf die Fliege zu... Etwas übertrieben, aber bildlich gesehen vergleichbar.
Oder nehmen wir einen Handball- oder Eishockey-Torwart: infolge langem Trainings ist dieser imstande, das anfliegende "Geschoss" ebenfalls zeitlupenartig zu sehen! Ein untrainierter Mensch würde einen winzigen heranfliegenden Eishockey-Puck mit einer Geschwindigkeit von weit über 200 km/h kaum wahrnehmen können.
Ich spreche da aus Erfahrung: als ehemals jugendlicher Handballtorwart war ich auch nach 30 Jahren ohne Training noch in der Lage, ein vom Tischrand gestoßenes Trinkglas aufzufangen, bevor es am Boden zerspringt; mein Blick friert das Glas fast ein, schätzt die "Flugbahn", und meine Hand gelangt unter das Glas und fängt es sanft auf...
Zwar ist ein Handball wesentlich größer als ein Puck, aber mit rund 100 km/h aus 10 m Entfernung bei einem Sprungwurf abge'schossen' immer noch recht flott unterwegs. Ein Eishockeytorwart muss also noch wesentlich schneller sehen können! - eigentlich...
ABER: Die biologische Grenze der Auflösung von Einzelbildern ist nicht möglich! Hier greift etwas anderes: Die sogenannte Zeitdilatation, also eine Verlangsamung der Zeit (s. auch relativistische Zeit). Wie ist das möglich?
Intensives Training der Sportler macht das aus! Beispielsweise erfolgen bei zwei Karatekämpfern Schläge, Tritte und Abwehrblocks in Sekundenbruchteilen aufeinander. Für den Laien sind so schnelle Bewegungen unvorstellbar; ja, selbst die Augen der Zuschauer können diesen Bewegungen kaum folgen! Doch das intensive Training hat die Zeitwahrnehmung der Sportler verändert; sie haben quasi mehr Zeit pro Sekunde zur Verfügung, ihnen erscheint eine Sekunde länger als bei untrainierten Menschen. Rennfahrer, Karatesportler und eben auch Eishockeyspieler haben daher ein ungleich schnelleres Reaktionsvermögen, weil ihnen die Zeit verlangsamt erscheint, also ein subjektives Empfinden. Dieses Reaktionsvermögen kann man zwar trainieren, aber die biologische Grenze liegt bei 100 Millisekunden, einem Wimpernschlag also; schneller geht es nicht. Die Zeit wird demnach nur im Bereich der Sekundenbruchteile verändert.
Bei der Zeitdilatation im physikalischen Sinn (s. oben) kommt es aber tatsächlich zu einer Verlangsamung der Zeit selbst!
Die Wahrnehmung der Gegenwart dauert 2,7 Sekunden, danach ist sie Vergangenheit. Chronopsychologen fanden dies heraus und auch, warum: Dies ist die Zeitspanne, in der unser Gehirn ein einziges Detail fixieren kann. Dann braucht es weitere Informationen, schweift ab: Das einzelne Detail wird zur Vergangenheit.
Meditierende Mönche schaffen es durch langes und intensives Training diese Gegenwart auf mehrere Minuten auszudehnen!
Die Zeit ist also für jeden Menschen subjektiv; aber da das Zeitbewusstsein für das Überleben notwendig ist, wird die Zeit damit auch etwas Objektives und somit für alle Menschen generell regelbar.
Es wurden im tierischen Bereich schon Beispiele genannt, die rasant schnell sehen können (Falke, Libelle...), weil sie ein sehr schnelles Fortbewegungsleben haben. Wenn wir uns einmal dem Gegenteil zuwenden, etwa einer Schnecke, werden wir nicht minder überrascht sein. Schnecken sind langsam - so langsam, dass sie eine Blume wachsen sehen können! In einer Sekunde verarbeitet ihr Gehirn gerade mal vier Bilder. Für die Schnecke vergeht also die Zeit viel langsamer als für uns. Stellen Sie Ihre Kamera auf ein sehr kurzes Stativ im Garten, schalten Sie auf Dauermodus 4 Bilder/sec und schauen Sie sich das Ergebnis nach 20 Minuten Daueraufnahme als Video im Normaltempo an: Zeitraffer! Für die Schnecke ist das Leben also ein rasantes Action-Kino.
Ein Beispiel aus dem Pflanzenbereich, wo selbst wir Menschen beim Wachstum zusehen können, ist der Riesen-Bambus: Unter idealen Bedingungen wächst er über 70 Zentimeter pro Tag! 3 Zentimeter pro Stunde. Es gibt noch eine Bambusart, die es auf sagenhafte 127 cm pro Tag bringt, fast 5,30 cm pro Stunde! Weltrekord.
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Zeit und Schwerkraft und Geschwindigkeit
Die Masse der Erde verzerrt die Raumzeit, wovon die Zeit selbst betroffen ist: Je weiter man sich von der Erdoberfläche entfernt, um so mehr nimmt die Gravitation ab; schon unser Kopf altert um einige Nanosekunden schneller als unsere Füße. Und wenn ein Passagier eine Atomuhr ins Flugzeug mitnimmt, kann man dies sogar messen (s. Uhrenparadoxon).
Diese Zeitverzerrung hat konkrete Folgen: GPS-Navigationssatelliten schweben bekanntlich einige Tausend Kilometer über der Erde. Deshalb muss diese Zeitverzerrung mit einberechnet werden, damit dieses Navigationssystem funktioniert: Diese Satelliten führen eine extrem genaue Uhr mit sich.
Auch die Geschwindigkeit hat Einfluss auf die Zeit: Je schneller sich ein Objekt bewegt - im All, also außerhalb jeglicher Gravitation -, desto mehr verlangsamt sich die Zeit! (s. Zwillingsparadoxon).
Absolute Zeit (nach Newton)
"Die absolute, wahre und mathematische Zeit verfließt an sich und vermöge ihrer Natur gleichförmig, und ohne Beziehung auf irgendeinen äußerlichen Gegenstand. Sie wird so auch mit dem Namen Dauer belegt."
Mathematische Prinzipien der Naturphilosophie, 1686, als Grundlage der modernen Naturwissenschaft; hier wurde t als Symbol für die Zeit in wissenschaftlichen Gleichungen vorgeschlagen und wissenschaftlich weltweit definiert.
Mit anderen Worten: Die Zeit ist unabhängig vom Menschen und irgendwelchen anderen Dingen im Universum, sie fließt von selbst.
Dieses Postulat der absoluten Zeit sagt aber nichts darüber aus - ebenso wenig wie Einsteins relativistische Zeit -, was wir uns unter Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft vorstellen sollen (s. auch Noozeitlichkeit, die Zeit des denkenden Menschen).
Immanuel Kant zweifelte im 18. Jahrhundert an dieser Unabhängigkeit der Zeit vom Menschen:
"...Die Zeit ist Teil unserer Verstandes, aber wir müssen annehmen, dass sie real ist, weil wir nur dann der Welt einen Sinn geben können. Wäre die Zeit unabhängig vom Menschen, so sollten wir eine Antwort auf die Frage finden können, ob die Zeit einen Anfang hat oder nicht - was aber unmöglich ist."
Heute gilt: Mit dem Urknall entfaltete sich nicht nur der Raum, sondern es entstand auch die Zeit. "Raumzeit" ist ein feststehender wissenschaftlicher Begriff und bezeichnet die gemeinsame Darstellung des dreidimensionalen Raums und der eindimensionalen Zeit in einer vierdimensionalen mathematischen Struktur. Diese Darstellung wurde von Albert Einstein in seiner Relativitätstheorie benutzt.
Isaac Newton gelang es auf Grund seiner durchschlagenden Idee der absoluten Zeit (und des absoluten Raumes), das erste wirklich allgemeine, in streng mathematischen Formeln ausgedrückte wissenschaftliche Prinzip zu formulieren: Das Gravitationsgesetz!
Eine Anekdote, die ihn angeblich dazu inspiriert haben soll: Unter einem Baum sitzend fiel ein Apfel auf den Boden. Geniale Schlussfolgerung: Kleinere Körper werden von größeren angezogen.
Diese Erkenntnis gilt im gesamten Universum!
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Relativistische Zeit (nach Einstein)
Kurz angemerkt, handelt es sich hier - soweit es als Erklärung in den Rahmen dieser Seite passt -, nicht nur um subjektives Zeitempfinden, sondern vor allem um die Tatsache, dass die Zeit unter gewissen Umständen tatsächlich schneller oder langsamer vergeht! Sehen Sie hier zwei Beispiele Einsteins, die diese Zeitverschiebung anschaulich darlegt; (erklärt mit meinen eigenen kurzen Worten):
Uhrenparadoxon
Die Zeit wird in einem schwachen Gravitationsfeld beschleunigt, in einem starken gebremst. Beispiel: Die Gravitation eines Schwarzen Loches ist so groß, dass hier die Zeit von unserem Standpunkt aus betrachtet stehenbleibt; so Einstein.
Bewiesen ist nach einem Experiment von Vessot und Levine 1976 mit zwei Atomuhren, dass eine Uhr in einer Rakete während des Aufstiegs zu zehn Kilometern Höhe schneller tickt als eine zweite Atomuhr auf der Erde; die Schwerkraft nimmt während des Aufstiegs ab. Während des Rückfalls zu Erde aber tickt diese Uhr wieder langsamer, weil die Schwerkraft wieder zunimmt. Der Unterschied zwischen den beiden Atomuhren beträgt rund eine Sekunde pro hundert Jahre. Weitere Experimente in jüngeren Jahren bestätigen diese Erkenntnis.
Diese Sekunde scheint in Hundert Jahren verschwindend gering: Wir müssen aber bedenken, dass diese Entfernung von zehn Kilometern geradezu lächerlich ist im kosmischen Maßstab, ein Nichts! Erweitern wir in Gedanken die Entfernung, gelangen wir in andere Dimensionen; s. anschließen beim Zwillingsparadoxon.
Dummerweise gibt es nämlich diese weitere Theorie, die die Gravitation außer acht lässt und nur die Geschwindigkeit berücksichtigt; in den Tiefen des Weltraums ist die Gravitation vernachlässigbar, was den Ablauf der Zeit angeht; genauer gesagt, ab einer Höhe von 3200 km über der Erdoberfläche. Daraus ergibt sich das
Zwillingsparadoxon
Nach der speziellen Relativitätstheorie verläuft die Zeit langsamer, je schneller sich ein Objekt bewegt.
Einer von zwei Zwillingen entschließt sich zu einer Raumfahrt und kommt zurück zu seinem wesentlich älteren Bruder auf die Erde. Warum?
Hans beschleunigt in seiner Rakete auf über 160.000 km/s, also auf etwas mehr als die Hälfte der Lichtgeschwindigkeit; Jürgen bleibt auf der Erde zurück und lebt sein normales Leben weiter.
Als Hans zurück kommt ist Jürgen, der vor der Abreise ein jugendlicher Junggeselle war, inzwischen Uropa geworden, und Hans ist immer noch in annähernder Form wie vor seiner Abreise...
Mit der Uhr, die in der Rakete langsamer tickte, haben sich auch alle anderen Lebensvorgänge verlangsamt!
Im Gegensatz zur allgemeinen Relativitätstheorie, wo sich das Ticken der Uhr in einem Gravitationsbereich bei steigender Geschwindigkeit verschnellert, kehrt sich dieser Effekt im gravitationslosen Zustand bei der speziellen Relativitätstheorie ins Gegenteil um: die Zeit verläuft langsamer für denjenigen, der durch das All rast.
Jürgen sagt zu seinem Zwillingsbruder: " Ich habe hier auf der Erde meinen täglichen Rhythmus eingehalten: arbeiten, entspannen, essen, schlafen; alles wie immer vor deiner Abreise." Hans: "Ich habe nichts anderes getan: arbeiten an meinen Studien oder der Rakete, entspannen, essen, schlafen; alles in dem gleichen Tages- und Nachtrhythmus wie vor meiner Abreise!"
Der Ausdruck "Alles ist relativ" ist im Volksmund gebräuchlich geworden; genauer sollte es heißen: "Alles ist relativ, vom Standpunkt des Betrachters aus gesehen"! Dazu zufällig gefunden, einige Jahre nach dieser meiner Bemerkung:
[Wikipedia:
Die ZEITDILATATION ist ein Phänomen, das durch die Relativitätstheorie beschrieben wird. Sie bewirkt, dass alle inneren Prozesse eines physikalischen Systems langsamer abzulaufen scheinen, wenn sich dieses System relativ zum Beobachter bewegt.]
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Ephemeridenzeit = Dynamische Zeit
Die Ephemeridenzeit wurde 1960 von der Internationalen Astronomischen Union eingeführt.
Ab 1984 wird in den astronomischen Jahrbüchern die Dynamische Zeit benutzt, die die Ephemeridenzeit ablöste.
Es ist ein definiertes, nahezu exakt gleichförmiges Zeitmaß, das sich nach der momentanen Erdrotation richtet – im Gegensatz zur bürgerlichen Zeit, Weltzeit, MEZ usw.
Seit 1984 heißt die Ephemeridenzeit Dynamische Zeit, international abgekürzt TD (frz. temps dynamique).
Die fundamentale Einheit Ephemeridensekunde ist eine spezifische Definition der Einheit Sekunde, die im Gegensatz zur Sekunde des Sonnentags (s. dort) eine konstante Länge hat. Sie wurde 1967 von der Atomsekunde, der heutigen SI-Sekunde abgelöst.
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Gleichzeitigkeit
Wir wissen alle, was dies - im Prinzip - bedeutet: Atmen, diesen Artikel lesen und gleichzeit mit den Zehen wackeln; kollektiv nach dem Ende einer Skatrunde pinkeln gehen; den Vögeln zuschauen, wie sie einheitlich im großen Schwarm plötzlich die Richtung ändern.
Dies alles geschieht also zur gleichen Zeit. Jedenfalls in einem sozialen Umfeld, das sich zeitlich äußerst nahesteht.
Nehmen wir nun einen Einsiedler, der nur alle 10 Tage die Möglichkeit hat, Post abzusenden und zu empfangen: Er schildert einem Freund in der weit entfernten Stadt seine Situation und stellt auch Fragen; zehn Tage braucht der Brief bis zum Freund, und zehn Tage lässt die Antwort auf sich warten.
Hier hat diese oben genannte Gleichzeitigkeit ihre Grenzen verschoben: Der Freund liest den Bericht und gleichzeitig gehen im Gedanken durch den Kopf, wie und was er antworten soll; kurz danach schickt er seine Antwort ab.
Der Eremit dagegen muss 20 Tage warten, bis er die Nachrichten des Freundes lesen kann: Er erinnert sich an seine eigenen Zeilen, während er gleichzeitig die Sätze seines Freundes liest! Diese 'verschobene' Zeit von 20 Tagen von Frage und Anwort existiert also in diesem Moment nicht mehr: Erinnerung des Schreibens und Lesen der Antwort erfolgen 'gleichzeitig'.
Hier greift wieder der Satz aus der Relativitätstheorie: Alles ist relativ, vom Standpunkt des Betrachters aus gesehen.
Die Natur definiert keinen Augenblick innerhalb eines gewissen Zeitraums, der unbedingt mit meinem 'Jetzt' gleichzeitig sein muss. Zudem - wieder sei hier auf die Relativitätstheorie verwiesen - vergleicht diese Schilderung von Eremit und Freund anschaulich das Zwillingsparadoxon, obwohl es in anderen Zeitdimensionen abläuft.
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Soziozeitlichkeit - Kollektive Zeitlichkeit
Beide Begriffe kennen wir: 'Sozio' leitet sich ab von 'sozial', gemeinhin als 'gesellschaftlich' bezeichnet im Sinne von Zusammenleben und Zusammenwirken einzelner Personen oder Gruppen, kleineren und größeren Ausmaßes. Im erweiterten Sinne bedeutet es auch 'gemeinnützig'.
Die Soziologie, die Wissenschaft vom Sozialen, befasst sich mit der sozialen Beschaffenheit einer Gesellschaft und ihrer sozialen Struktur.
Ein Kollektiv beschreibt ein unspezifisches soziales Gebilde, was über spezielle Gesichtspunkte hinausgeht und sehr verschiedene Aspekte enthalten kann: Eine Völkerschaft etwa oder auch ein kleines Volk, eine Klasse innerhalb eines Volkes oder auch nur eine Belegschaft in einer Firma; die Mitglieder eines Schrebergartenvereins etwa gehören auch dazu.
Dieses Thema ist dermaßen umfassend, dass es hier unmöglich ist, alle Aspekte aufzuzeigen; ich konzentriere mich daher auf einige wenige Punkte und versuche, diese so kurz wie möglich und dennoch so verständlich wie möglich zu beschreiben.
Dieser Beitrag ist in Bearbeitung!
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Die Geschwindigkeit als physikalische Größe...
... gibt an, wie schnell oder wie langsam sich ein Körper bewegt, ist also ein Faktor der Zeit. Sie ist eine gerichtete (vektorielle) physikalische Größe und hat damit in jedem Punkt der Bewegung eines Körpers einen bestimmten Betrag und eine bestimmte Richtung. Formelzeichen: v
Einheiten: ein Meter pro Sekunde (1 m/s); ein Kilometer pro Stunde (1 km/h)
Geschwindigkeit der Pflanzen zur Fotosynthese
Auch die Pflanzenwelt besitzt eine Zeitlichkeit, analog der gezeigten Beispiele im Artikel Biozeitlichkeit. Die Flora hat darüber hinaus eine phänomenale Reaktionszeit, die alles andere weit in den Schatten stellt!
Zur Energiegewinnung nutzen sie die Fotosynthese; sie müssen also Licht "einfangen". Wenn wir bedenken, dass sich Licht mit einer Geschwindigkeit von knapp 300.000 km pro Sekunde fortbewegt, müssen also die Chlorophyll-Moleküle in den Blättern enorm fix sein, um dem Sonnenlicht ein wenig Energie zu rauben!
In der Tat reagieren diese Moleküle innerhalb einer Pikosekunde (10 hoch -12 Sekunden; der billionste Teil einer Sekunde), speichern die Energie zwischen und wandeln diese in ersten Kettenreaktionen der Fotosynthese um. Während der Reaktionszeit der Pflanze bewegt sich das Licht gerade mal 0,2 Millimeter weit...
Pflanzen sind also auch Jäger: Lichtjäger!
Geschwindigkeit des Denkens
Wie schnell ist ein Gedanke? Nervenzellen feuern ihre Impulse bis zu 500 mal in der Sekunde; alle 2 Millisekunden wird ein Impuls ausgelöst. Das klingt schnell, was es biologisch gesehen auch ist.
Die Technik aber hat den Menschen längst um Längen überholt: In 2 Millisekunden (2 tausendstel Sekunden) schafft ein herkömmlicher Computerprozessor in Ihrem Heim-PC mehr als 400 Millionen Rechenvorgänge! Für Supercomputer, die untereinander verschaltet sind und abertausende Prozessoren beinhalten, ist diese Rechenleistung ein Witz: Sie schaffen rund eine Billiarde Rechenoperationen in einer Sekunde! Eine Eins mit 15 Nullen. (Billiarde: Tausend Billionen; Billion: Tausend Milliarden; Milliarde: Tausend Millionen).
Dennoch bleibt das menschliche Gehirn unübertroffen! Es verfügt nämlich über rund 100 Milliarden Nervenzellen - also verschaltete Prozessoren.
Diese enorme Geschwindigkeit sagt aber nichts aus über die Ergebnisse, die mit einem Hirn gegenüber einem Computer erzielt werden können: Biologie und Technik sind nicht vergleichbar; forschen Sie dazu im Internet nach dem Thema 'künstliche Intelligenz' (KI).
Die Geschwindigkeit als erlebte geistige Zeit
Wir hatten dieses Thema schon einmal aufgefasst im Artikel 'Gefühlte Zeit' (neues Fenster). Hier wollen wir uns zusätzlich mit einigen Gedanken befassen.
[Wird fortgesetzt!]
Materielle Zeitlichkeiten
Einleitung
Worin unterscheiden sich Zeitstrukturen der belebten von der unbelebten Materie? Hat unbelebte Materie überhaupt Zeit?
Diesen Fragen sollen kurze Antworten folgen unter den Begriffen:
- Noozeitlichkeit (Welt des denkenden Menschen)
- Biozeitlichkeit (Welt der Lebewesen)
- Eozeitlichkeit (Welt der festen Materie)
- Protozeitlichkeit (Welt der subatomaren Teilchen)
- Azeitlichkeit (reine Strahlungsenergie)
Vorher wollen wir uns diese Zeitlichkeiten aber näher veranschaulichen:
Wir sehen folgendes Gebilde: ( >>>>>───────────> )
Ein Pfeil, der den Lauf der Zeit darstellt, von der Vergangenheit zur Zukunft, dazwischen eine geistige Gegenwart.
Dies sind die Merkmale der noozeitlichen (auch: noetischen) Wirklichkeit: Noozeitlichkeit.
Werden Spitze und Pfeilschwanz unklar, so sind die Grenzen des Schafts unbestimmt, obwohl es sie immer noch deutlich gibt:
( >>>>>───────────> )
Dies veranschaulicht die Biozeitlichkeit, die zeitliche Realität aller Lebewesen: reduziert auf die biologischen Funktionen, also die organische Gegenwart des Lebensprozesses, ohne die noetische Vorstellung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft; quasi das reine Sein.
Wenn nur der Schaft übrig bleibt ( ─────────── ), so bedeutet dies, dass der Fluss der Zeit nur im makroskopischen Bereich angewendet werden kann: der Welt der Galaxien und Sterne, die Zeit des Physikers, die Eozeitlichkeit; die Zeit an sich ist nicht mehr spürbar.
Der Pfeilschaft kann sich in einzelne Teilchen spalten: ( ------------------- ) Protozeitlichkeit: Die Welt der subatomaren Teilchen in den massearmen Regionen des Universums
Wenn von dem Pfeilschaft nichts mehr übrig bleibt ( ), entsteht eine Leere der azeitlichen Welt, jener Welt der elektromagnetischen Strahlung, in der es nichts mehr gibt, wofür man irgendeinen Zeitbegriff verwenden kann; was aber nicht bedeutet, dass es diese Welt nicht gibt! Azeitlichkeit
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Erläuterungen zu diesen materiellen Zeitlichkeiten:
- Noozeitlichkeit (auch: noetische Zeitlichkeit)
Zur Erinnerung: ( >>>>>───────────> )
Noetisch stammt ab von dem griechischen noetikos (geistig), das verwandt ist mit noein (denken) und nous (Geist).
Noozeitlichkeit ist die zusammen mit dem Menschen entstandene zeitliche Realitität des menschlichen Geistes, also das Bewusstsein von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Keinem anderen irdischen Geschöpf ist diese Art des Zeitbewusstseins gegeben. (s. dazu auch Zeitsinn, Biozeitlichkeit.)
Unter den vielen Vorstellungen von der Zukunft, die das gegenwärtige Handeln beeinflussen, ist das Bewusstsein vom Tod das allgemeinste und mächtigste. Es ist ein wesentlicher Bestandteil des reifen menschlichen Zeitsinns, dessen Gesichtskreis sich fast grenzenlos in Zukunft und Vergangenheit erstreckt. Einem Käfer, einer Kuh, nicht einmal einem Schimpansen als nächstem Verwandten des Menschen sind diese Vorstellungsmöglichkeiten gegeben. Für alle Lebewesen außer dem Homo Sapiens ist das Leben nur ein Jetzt und Hier; Fortpflanzung ist keine bewusste Planung für die Zukunft, sondern ein Naturdrang.
Der Tod von Artgenossen ist allerdings einigen Tierarten offenbar durchaus bewusst, wenn auch selten so ausgeprägt wie bspw. bei Elefanten: sie können trauern und weinen, tagelang!
Der Zugdrang z.B. von Vögeln oder Schmetterlingen in andere Gegenden der Erde vor dem Einbrechen des Winters ist nach dieser Definition keine verstandesmäßige Planung der Zukunft, sondern rein genetisch bedingt.
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- Biozeitlichkeit
Zur Erinnerung: ( >>>>>───────────> )
Sie umfasst, kurz gesagt, den Kreislauf des Lebens. Wobei dieser Kreislauf zwischen den Lebewesen völlig unterschiedlich ist, weil die Zellschwingungen der verschiedenen Arten ebenfalls völlig unterschiedlich sind: Die Zellen einer Eintagsfliege z.B. "schwingen" in einem anderen Takt als die einer Landschildkröte; die biologischen Uhren dieser beiden ticken also anders!
Die Biozeitlichkeit nimmt diese Erkenntnis auf und verfeinert sie sogar noch: Nicht einmal ALLE Zellen eines biologischen Körpers schwingen in gleichen Rhythmus! Wenn viele biologische Uhren zusammenwirken, dann spricht man vom biologischem oder physiologischen Rhythmus.
- Eozeitlichkeit
Zur Erinnerung: ( ─────────── )
Sie ist nach Eos, der griechischen Göttin der Morgenröte benannt und ist die einfachste Form der fortlaufenden Zeit.
Die Eozeitlichkeit ist die zeitliche Wirklichkeit des astronomischen Weltalls, der massereichen Stoffe. Diese Zeit ist fortwährend, aber richtungslos, nicht fließend; unsere Vorstellung von Gegenwart, Zukunft und Vergangenheit ist auf sie nicht anwendbar.
- Protozeitlichkeit
Zur Erinnerung: ( ------------------ )
Dies ist die Welt der Elementarteilchen: Protos ist der erste in einer Reihe, wie bei Protoplasma oder auch Prototyp.
Diese Zeit ist eine richtungslose, nicht fließende Zeit wie die Eozeitlichkeit; aber auch zerstückelt, nicht stetig - bei ihr sind Angaben über Augenblicke sinnlos. In der protozeitlichen Welt können nur statistische Ereignisse festgelegt werden, in Bezug auf ihre Wahrscheinlichkeit; eine Unterscheidung zwischen 'jetzt' und 'dann' ist sogar im Prinzip völlig unmöglich.
Diese Zeit des Physikers wird in der speziellen Relativitätstheorie und in der Quantentheorie behandelt.
- Azeitlichkeit
Zur Erinnerung: ( )
Das 'A' in diesem Begriff steht für das deutsche für 'un...' - wie in unnormal (anormal), unsozial (asozial) u.ä. - bedeutet also 'unzeitlich' oder schlicht: ohne Zeit.
Diese Welt ist die primitivste Ebene, das strahlende Chaos! Die elektromagnetische Strahlung besitzt keine Zeit: Diese Welt ist aber kein Nichts, sondern es gibt nichts, was wir mit irgendeiner Bedeutung unserer Zeitvorstellung mit dieser Welt in Verbindung bringen können; Zeit ist für diese Welt absolut bedeutungslos, weil es sie dort nicht gibt.
Das bedeutet, dass die Eigenzeit von Teilchen, die sich mit Lichtgeschwindigkeit bewegen, gleich Null ist. Azeitlichkeit beschreibt lediglich ein Energiestadium, auf das keiner unserer Zeitbegriffe anwendbar ist.
Primitiv übertragen auf eine Stromleitung (obwohl das keine elektromagenetische Strahlung ist): Die Lampe brennt, oder sie brennt nicht. Der Strom selbst hat keine Gegenwart, Zukunft oder Vergangenheit, auch wenn die Lampe ständig Licht produziert! Oder auch nicht: Der Strom wartet dann halt zeitlos, bis er wieder die Birne zum Leuchten bringen kann.
Was ist elektromagnetische Strahlung genau?
Sie besteht aus elektrischen und magnetischen Feldern gleichzeitig, wie zum Beispiel bei Mikro- und Radiowellen, UV- und Röntgenstrahlung.
Auch unser sichtbares Licht gehört dazu!
Physikalische Zeitlichkeiten
Sonnenzeit
Sie ist ein Zeitmaß, das sich auf die wahre Bewegung der Sonne bezieht und unseren Tag bestimmt. Wenn man dieses Zeitmaß allerdings mit einer Sanduhr vergleicht, wird man sehen, dass beide unterschiedliche Ergebnisse bringen: Die Sanduhr rieselt gleichmäßig vor sich hin, während aber die Sonnenbewegung ungleichförmig ist; während sich die Erde um ihre eigene Achse dreht, bewegt sich auch die Sonne ein Stück weiter. Zudem beschreibt die Erdumlaufbahn um die Sonne eine Ellipse: Die Sonne ist mal näher, mal weiter weg: Die Jahreszeiten entstehen und damit auch verschieden lange Tage.
Um dieses Problem zu vermeiden, verknüpft man den Stundenkreis mit einem gedachten Objekt, der sogenannten mittleren Sonne:
- mittlere Sonnenzeit
Die mittlere Sonne ist ein imaginärer Punkt am Himmelsäquator, der sich gleichförmig auf einer fiktiven stabilen Kreisbahn bewegt und ein genau ein Jahr zurücklegt auf seiner Bahn, wie auch die wahre Sonne.
Nun ändert sich damit aber ständig der Unterschied zwischen der wahren und der mittleren Sonne, wodurch eine Korrektur vorgenommen werden muss, durch Addition oder Subtraktion an der sichtbaren Sonnenzeit: Das nennt man Zeitgleichung (zu diesem Begriff bitte im Internet forschen, das ist eine recht komplizierte Angelegenheit).
- Frühlingspunkt oder Äquinox
Das ist der Punkt, an dem die wahre und die mittlere Sonne gemeinsam den äquatorialen Himmelspunkt schneiden.
Sternzeit oder siderische Zeit
Der Stundenwinkel des Äquinox (Frühlingspunkt) misst diese Zeit, die auf dem Umlauf der Fixsterne um die Erde beruht. In der Praxis ist die Stern- oder siderische Zeit der wahre Zeitmesser.
Astronomische Zeit
Die Solarzeit ist die Zeit, die aus der Erdumlaufbahn um die Sonne ermittelt wird. Die Definition der Zeit stammt aus der Astronomie und bezieht sich auf die Erddrehung und die Umlaufbahn der Erde um die Sonne - ein Jahr.
Die astronomische Zeit schwankt täglich um mehrere Millisekunden, was auf die Gezeiten und auf Wettereinflüsse zurückzuführen ist. Außerdem verzögert sich die astronomische Zeit über die Jahre durch Kontinentalverschiebungen und die sich verlangsamende Erdrotation.
Die Zeitreferenz für die astronomische Zeit ist die Greenwich Mean Time (GMT), die für die technische Zeit, die koordinierte Weltzeit (UTC). Beide Zeitskalen weichen pro Jahr um etwa 1 Sekunde voneinander ab, was durch das Einfügen der Schaltsekunde kompensiert wird.
Universalzeit
folgt
Primäre Standardzeit
folgt
- Planck-Zeit
Die Planck-Zeit ist eine Planck-Einheit und beschreibt das kleinstmögliche Zeitintervall, für das die bekannten Gesetze der Physik gültig sind. Sie ergibt sich aus der Zeit, die Licht benötigt, um eine Planck-Länge zurückzulegen und eine theoretische Zustandsveränderung zu bewirken. Benannt wurde sie nach Max Planck.
Dieses Zeitintervall misst die kürzest mögliche Zeitdauer nach dem Urknall und beträgt 5,391 * 10 hoch -44 Sekunden.
Zusammen mit der Planck-Länge und der Planck-Länge bildet die Planck-Zeit ein Einheitensystem, das in relativistischen Quantentheorien Verwendung findet.
Die Zeiteinheiten
Im Internet finden sich massenhaft Seiten, die die Zeiteinheiten - vom Jahr bis zur Sekunde - bis auf die kleinsten Unterschiede definieren.
Der vielseitig Interessierte wird auf dieser Seite sicher überblickhaft informiert; dem besonders Interessierten wird empfohlen, sich mit den Stichworten, die für ihn relevant sind, durch das Netz zu bewegen.
Dieser Abschnitt der Seite "Die Zeit - eine ungewöhnliche Betrachtung" soll somit keine Wiederholung oder Zusammenfassung hunderter anderer Seiten sein, sondern Sie als neugierigem Amateur auf Fachbegriffe und deren Erklärungen aufmerksam machen, die Sie anderswo finden.
Ursprünglich war dieser Abschnitt der Seite noch vollgepackt mit diversen komplizierten Kleinigkeiten; teilweise ist sie es immer noch, aber ich werde im Laufe der Zeit alles ausmerzen, was den Spaß an einer allgemeinen Übersicht verderben könnte: Somit haben Sie die Freiheit, sich woanders über spezielle Begrifflichkeiten zu informieren, wenn es Sie dazu drängt...
Das Jahr
- Julianisches Jahr - Gregorianisches Jahr - Tropisches Jahr (Sonnenjahr) - Siderisches Jahr (Sternenjahr) - Mondjahr
Wie lange dauert ein Jahr? (Internationales Formelzeichen "Y").
Das kommt darauf an, was mit einem Jahr gemeint ist!
Zuerst ein kurzer Überblick auf die Anfangszeiten der Jahresprobleme, um die Schwierigkeiten einer genauen Bestimmung zu schildern:
Julianisches Jahr
Das Julianische Jahr hat nichts mit dem Römer Gaius Julius Cäsar zu tun, sondern geht auf einen Literaten aus dem 16. Jahrhundert zurück. Er benannte es nach seinem Vater: Julius Cäsar Scaliger.
Auf den römischen Imparator Gaius Julius Cäsar geht allerdings der Julianische Kalender zurück (s. dort).
Dieses Julianische Jahr des Herrn aus der neueren Zeit hatte 365,25 Tage, was schon recht genau war gegenüber dem Kalender des Romulus (s. dort). Warum nur 'recht genau', wird später deutlich.
Die Monate mit abwechselnd 30 und 31 Tagen addierten sich zu 366 Tagen im Jahr, was im Laufe von vier Jahren korrigiert werden musste: Also wurde in drei von vier Jahren der Februar von 30 auf 29 Tage gekürzt. So richtig erfolgreich war das aber auch nicht; deshalb musste nach drei Jahren mit den 365 Tagen ein Jahr mit 366 Tagen folgen... Echt verwirrend! Aber es war der Ansatz eines Schaltjahres, das erst viel später verwirklicht werden konnte.
Es kommt noch härter: Der Monat Juli, der nach Julius Cäsar benannt war, hatte 31 Tage. Der nach Kaiser Augustus benannte August aber nur 30! Kaiser Augustus konnte dies nicht ertragen und befahl, seinem Monat ebenfalls 31 Tage zu geben! Dieser zusätzliche Tag wurde dem armen Februar weggenommen, der dadurch nur noch 28 Tage besaß; warum ausgerechnet der Februar so leiden musste, ist mir unbekannt.
Die Monate nach dem August wurden dann so umgeordnet, dass sie abwechselnd 30 und 31 Tage hatten.
Praktisch dabei: Wir können die Tage der Monate (außer dem armen Februar, dessen Tagesanzahl weniger beträgt und außerdem alle vier Jahre auch noch schwankt) an den Handknöcheln bestimmen:
Wir machen unsere Hände zu Fäusten und legen sie so aneinander, dass die Daumen verschwunden sind und sich die Zeigefinger gegenseitig berühren: Wir sehen unsere Knöchel, ja?
Der Knöchel des linken kleinen Fingers ragt etwas empor, rechts daneben ist ein "Tal".
Eine Erhebung bedeutet, dass dieser Monat (Januar) mehr Tage hat als die Vertiefung daneben (Februar). Wir müssen nur wissen, dass der Januar 31 Tage und der Februar 28 (29) hat, alles andere klärt sich dann.
Sind wir bei den Zeigefingern angelangt, bemerken wir, dass beide in die Höhe ragen: sie haben also die gleiche Anzahl von Tagen, nämlich Juli und August; je 31. Der rechte Knöchel des kleinen Fingers ist wieder eine Erhebung: Dezember mit 31 Tagen.
Gregorianisches Jahr
Das Gregorianische Jahr ist kein wissenschaftlicher Begriff an sich, sondern eine Ableitung aus dem Gregorianischen Kalender (s.dort). Das Julianische Jahr wurde um einen Bruchteil verkürzt von 365,25 Tagen auf 365, 2425 Tage.
Tropisches Jahr (Sonnenjahr)
Im heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender (s. zuvor) hat ein Jahr 365 oder 366 Tage. Die tatsächliche Länge eines Jahres auf der Erde liegt jedoch dazwischen – und sie ändert sich von Jahr zu Jahr.
Ein tropisches Jahr wird definiert als der Zeitraum, in dem die Erde einmal komplett die Sonne umkreist.
Es wird meist als die Zeitspanne von einer Frühlings-Tagundnachtgleiche zur nächsten gemessen. Andere astronomische Jahreszeiten wie die Sommersonnenwende können jedoch ebenfalls als Bezugspunkt dienen.
Die durchschnittliche Länge eines tropischen Jahres beträgt 365 Tage, 5 Stunden, 48 Minuten und 45 Sekunden – oder 365,24219 Tage.
Um diese Zeitspanne möglichst korrekt im heute gebräuchlichen gregorianischen Kalender abzubilden, wird fast alle vier Jahre ein Schalttag eingefügt.
Ganz exakt gelingt dies jedoch keinem auf mathematischen Schaltjahrregeln basierenden Kalendersystem – nicht zuletzt, weil die tatsächliche Länge eines Sonnenjahres um bis zu 30 Minuten schwanken kann. Deshalb können nur Sonnenkalender, deren Zeitrechnung sich direkt auf astronomische Beobachtungen stützt, das Sonnenjahr präzise widerspiegeln.
Beispiel für die verschiedenen Längen Tropischer Jahre in Tagen, Stunden, Minuten, Sekunden:
März 2017 - März 2018: 365 - 5 - 46 - 41
März 2018 - März 2019: 365 - 5 - 43 - 12
März 2019 - März 2020: 365 - 5 - 51 - 4
Siderisches Jahr (Sternenjahr) (lat.: sidus, Genetiv: sideris 'Stern')
Das ist die Zeitspanne, die vergeht, bis die Sonne von der Erde aus gesehen die gleiche Stellung am Himmel in Bezug auf einen fiktiven unendlich weit entfernten Fixstern ohne Eigenbewegung einnimmt.
Das siderische Jahr gibt somit die Zeit für einen Orbit der Erde um die Sonne in Bezug auf eine feste Richtung im Raum wieder, wie sie sich aus der Himmelsposition der Sonne bestimmen lässt. Das ist also ein vollständiger Umlauf von 360° um die Sonne.
Da die Erde die Sonne nicht auf einer kreisförmigen, sondern auf einer leicht elliptischen Bahn umläuft, ist ihre Bahngeschwindigkeit nicht konstant. Dazu kommt, dass die Sonne samt Sonnensystem um das galaktische Zentrum rotiert und die Milchstraße ihrerseits sich gegen andere Galaxien bewegt, weshalb sich die Lage der Sonne im Fundamentalsystem langsam ändert. Die Länge des siderischen Jahres ist daher nicht konstant.
Das siderische Jahr ist im Jahr 2018 rund 20 Minuten und 24 Sekunden länger als das Tropische Jahr (s. oben), das die Basis für das Bürgerliche Jahr (Link!) der Kalenderrechnung bildet.
Der Monat
Wie lange dauert ein Monat? (Internationales Formelzeichen "M")
Das kommt darauf an, wie wir einen Monat verstehen wollen:
Ein Monat ist im astronomischen Sinne als die Zeitspanne eines vollständigen Umlaufs eines natürlichen Satelliten (Trabant) definiert.
Auf einem anderen Planeten ist also der Monat völlig anders zu verstehen. Vor allem dann, wenn dieser Planet keinen Trabanten hat (Merkur, Venus), oder sogar sehr viele Monde (die Erde ist der einzige Planet, der nur einen Mond hat, glücklicherweise! Jupiter und Saturn müssen sich mit jeweils über 60 Monden herumschlagen: Wenn sie keine riesigen Gasplaneten wären, wären Ebbe und Flut das absolute Chaos, Leben undenkbar).
Im engeren Sinne bezieht sich „Monat“ also nur auf den Erdmond:
Der Mondmonat dauert je nach Definition zwischen 27⅓ und 29½ Tage. (Suchtipp im Web für besonders Interessierte: Mondmonat) - Die Zeitspanne von 28, 29, 30 oder 31 aufeinanderfolgenden Tagen.
Kalender verwenden Monate zur Zeiteinteilung; dazu ordnen sie einer Zeitspanne von einem Kalendermonat einen Monatsnamen zu.
Im Privatrecht gilt in Deutschland ein Monat als Zeitraum von Tag x bis Tag x des Folgemonats. Wenn dieser keinen Tag x hat, endet der Zeitraum mit dem letzten Tag des Folgemonats (§ 188 Abs. 2 und 3 BGB).
Beispiel: Ein Monatstermin ab 30. Januar kann nicht gelten, da der Februar weniger als 30 Tage hat; somit ist der letzte Tag des Februar fristgerecht.
- Im Bankwesen dauert ein Monat stets 30 Tage, ein Bankjahr dauert also nur 360 Tage.
- Der Monat wird auch als Zeitspanne verwendet: "Im sechsten Monat nach meiner Ankunft..." Hier ist der Anfangszeitpunkt unbestimmt.
Siderischer Monat
Der siderische Monat ist eine Umdrehung des Mondes mit Bezug auf die Fixsterne; man kann sich ihn vorstellen als die Zeit zwischen zwei Zusammentreffen (Konjunktionen) des Mondes mit dem selben Stern, wie es von der Erdmitte aus gesehen würde.
Das ist der Monat, den die Astronomie und verwandte Naturwissenschaften zugrunde legen. seine Länge beträgt 27,321661 mittlere Sonnentage.
Synodischer Monat
Das ist die Zeit zwischen zwei Konjunktionen mit der Sonne; man kann sich ihn als die Zeit von Neumond zu Neumond denken.
Das ist der Monat, auf den unsere biologischen und Mondkalender eingestellt sind; er misst 29,530588 Sonnentage.
Biologischer Monat
In der Allgegenwart monatlicher Rhythmen in Menschen und Tieren wollen wir nun diesen biologischen Monat betrachten.
Die deutlichsten Zeitangaben des Mondes sind die Gezeiten und die zyklische Veränderlichkeit der Intensität des Mondlichts. Aus diesen Zeitsignalen ist im Evolutionsprozess der biologische Monat geworden, dem wir uns nur annähernd widmen wollen, weil ansonsten der Umfang erheblich zunehmen würde.
Als bekanntestes Beispiel seien hier Ebbe und Flut genannt (Niedrig- und Hochwasser), die dem Meridiandurchgang des Mondes in einem bestimmten Abstand folgen:
Seit das erste Leben an der Meeresküste erschien, müssen die Tiere des Wattenmeers mit dem Steigen und Fallen des Wassers leben. In verschiedenem Ausmaß sind diese Variationen in das Verhalten von Meereslebewesen einprogrammiert, wie dem lokomotorischen Verhalten (Bewegungsfähigkeit, Bewegungsverhalten), dem Migrations- und Paarungsverhalten, den Fortpflanzungszyklen und den Farbänderungen.
Mondrhythmen, die mit der Veränderung der Mondhelligkeit einhergehen, sind bei vielen Tieren erkennbar: Die Flugaktivität vieler Insekten richtet sich nach dem biologischen Monat, wie auch das Verhalten von Affen, Fledermäusen und Beutelratten, um nur wenige zu nennen. Einige Nachttiere synchronisieren ihr Leben mit dem 24,8 Stunden langen Mondtag und sogar mit bestimmten Mondphasen. Monduhren sind so angeboren wie Sonnenuhren.
Sowohl die mittlere wie auch die durchschnittliche Länge der Menstruationsperiode beträgt 29,5 Tage. Diese Zahl ist der Länge des synodischen Monats (Neumond zu Neumond) von 29,53 Tagen so sehr nahe, dass es kein Zufall sein kann.
Der Tag
Was ist ein Tag? Es kommt darauf an, was wir unter einem Tag verstehen!
Nehmen wir zuerst den Tag, wie wir ihn als normaler Bürger wahrnehmen; aber selbst hier gibt es schon Unterschiede.
Hier einige Beispiele aus der Vergangenheit und der Gegenwart:
Für einige Völker der Antike begann der Tag mit dem Sonnenaufgang; die alten Ägypter zählten (wie wir heute) den Tag von Mitternacht bis Mitternacht.
Im alten Judentum begann der Tag mit dem Sonnenuntergang.
Die alten Germanen zählten nicht die Tage, sondern die Nächte, wie es die Engländer heute noch ausdrücken, wenn sie einen Zeitraum von 14 Tagen "a fortnight" nennen.
Bis 1925 zählten Astronomen ihre Tage von Mittag zu Mittag; seitdem von Mitternacht zu Mitternacht.
Im Hotel beginnen die Tage oft "nach 14 Uhr" und enden "vor 10 Uhr".
Auch Sie haben bestimmt eine eigene Tagesvorstellung, besonders wenn Sie im Schichtbetrieb tätig sind oder keiner geregelten Arbeit nachgehen können.
Wie lange dauert ein Tag?
Das hängt davon ab, was mit einem Tag gemeint ist:
Siderischer Tag
Die Bezeichnung ist abgeleitet vom lateinischen Wort sidus (Genitiv: sideris) für Stern, oder auch von sidereus (=Sternbild).
Die Dauer einer Umdrehung der Erde gegenüber einem fiktiven Stern in unendlicher Entfernung. Er ist etwas kürzer als der mittlere Sonnentag (=bürgerlicher Tag), der auf dem scheinbaren Umlauf der Sonne beruht. Das liegt daran, dass die Erde sich nicht nur um sich selbst, sondern auch um die Sonne dreht. Ein Jahr hat – einigermaßen genau – einen siderischen Tag mehr als bürgerliche Tage. Der Unterschied verteilt sich auf die Tage eines Jahres und beträgt knapp 4 Minuten pro Tag.
Mittlerer Sonnentag
Ein mittlerer Sonnentag gleicht 1,0027379093 siderischen Tagen oder 24 Stunden 03 Minuten 56,55537 Sekunden siderischer Zeit. Ein mittlerer siderischer Tag entspricht 0,0972695663 mittleren Sonnentagen oder 23 Stunden 56 Minuten 4,09055 Sekunden der Sonnenzeit. Etwas verwirrend, oder?
Sonnentag (bürgerlicher Tag)
Die Erdumdrehung bezogen auf die Sonne; sein mittlerer Wert (bürgerlicher Tag) ist etwa 4 Minuten länger als der siderische Tag.
Tropischer Tag
In Bearbeitung!
Sterntag
Eine 360°-Umdrehung der Erde, bezogen auf einen Frühlingspunkt: Schnittpunkt der aufsteigenden, scheinbaren Sonnenbahn (Ekliptik) mit dem Himmelsäquator. Steht die Sonne im Frühlingspunkt, so beginnt definitionsgemäß der astronomische Frühling auf der Nordhalbkugel der Erde, dies ist jährlich um den 21. März der Fall.
Biologischer Tag
Der biologische Tag ist ein Rhythmus, den wohl alle Lebewesen besitzen, bis hinunter zur molekularen Ebene. Ein solches Verhalten, das einen 24-Stunden-Rhythmus zeigt, nennt man Zirkadianverhalten.
Kleines Beispiel: Blüten einer gemeinsamen Gattung (z.B. Korbblütler) öffnen und schließen sich bis auf die halbe Stunde genau zur selben Zeit, jedenfalls in der gleichen Vegetationsgegend; in der Mitte des 18. Jahrhunderts wurde aus diesen Erkenntnissen eine Blumenuhr enwickelt.
Zirkaniades Verhalten wurde bei Hunderten wirbelloser Arten gefunden: von einfachsten Algen bis hin zu Insekten, ja sogar bei Parasiten, die im Blut leben.
Gleiches gilt für Wirbeltiere: ob norwegische Ratten, amerikanische Weißfußmäuse, Känguruhs, Seeottern, Katzen, Vögel oder Menschen.
Innerer biologischer Tag
Es gibt aber auch einen inneren biologischen Tag, der nicht direkt beobachtbar ist, sondern in Experimenten erschlossen werden muss. Zum Beispiel sind bei der Maus über sechzig innere zirkaniade Zyklen identifiziert worden, die Organe, Hirnbereiche, ja sogar das Knochenmark der Wirbelsäule betreffen; weitere Erläuterungen würden diesen Rahmen sprengen.
Allerdings sei noch erwähnt, dass (nicht nur) der Mensch bei verschiedenen Tageszeiten in besonderer Weise auf Erlebnisse reagiert, die nicht dem normalen biologischen Tag entsprechen: Militärische Unterrnehmungen werden oft kurz nach Mitternacht unternommen, weil der zu überraschende Feind sich um diese Zeit in seinem biologischen Wach-/Schlafrhythmus befindet; aus diesem Grund klopft auch der Polizist bei einem Verdächtigen in den frühen Morgenstunden an die Tür.
Sicher kennen Sie viele Situationen, bei denen Sie sagen: "Nicht um diese Zeit! Da bin ich für so etwas nicht ansprechbar / nicht zu interessieren / zu unaufmerksam" usw.
Namen der Wochentage: Herkunft und Bedeutung
Nach jüdischer, christlicher und islamischer Tradition beginnt die Woche mit dem Sonntag. Genauso wird es heute noch in den USA und in arabischen Ländern gehandhabt.
Jedoch vermerken die Kalender der meisten europäischen Staaten den Montag als ersten Tag der Woche. Nach altpersischer Tradition beginnt die Woche mit Samstag.
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(Hinw.: Der lateinische Name für Tag 'dies' wird ausgesprochen 'di-es')!
Montag:
Der Tag des Mondes (lat. dies lunae; engl. Monday, 'Moon's Day').
Dienstag:
Mehrere Ableitungen möglich: Tiu (auch Tiwaz) ist der altgermanische Gott des Krieges und des Himmels (lat. dies Martis 'Tag des Mars', engl. Tuesday, 'Tiu's Day').
Dienstag kann auch vom griechischen Wort "dios" stammen, womit Götter ganz allgemein, aber auch der Göttervater Zeus bezeichnet wurden. Der germanische Kriegsgott "Tiwaz" ist ebenfalls sprachverwandt mit "dios". Die Römer wiederum nannten diesen Gott Mars, die Griechen Ares.
In ganz Europa gibt es für den Dienstag unterschiedliche Bezeichnungen. Im Deutschen richten wir uns nach "dios", die Briten orientieren sich mit "Tuesday" am Gott "Tiu", im Französischen wird vom Kriegsgott Mars durch die Bezeichnung "mardi" ausgegangen.
Mittwoch:
(lat. dies Mercurii 'Tag des Merkur'; franz. mercredi; engl. Wednesday: 'Woden's Day', Tag des Wodan).
Merkur ist der römische Gott des Handels, der Reisen, der Redegewandtheit, des Diebstahls und der Wissenschaft; Bote (Kurier) der anderen Götter. In etwa gleichzusetzen mit dem griechischen Gott Hermes.
Wodan (auch: Wotan) ist der germanische Göttervater, bei den Nordmännern Odin genannt.
Beide Götter fielen allerdings vor gut 1000 Jahren der zunehmenden Christianisierung zum Opfer, der Mittwoch wurde ganz einfach zur "Mitte der Woche" erklärt.
Donnerstag:
(lat. dies Jovis 'Tag des Jupiter'; franz. Jeudi; ital. Giovedi; span. Jueves. Im Englischen wird auf den Namen 'Thor' zurückgegriffen: Thursday 'Thor's Day', Tag des Thor; im Deutschen auf den Namen 'Donar').
Thor ist der nordische Gott des Donners, mit der Macht seines Hammers Miölnir; Sohn des Odin.
Jupiter ist in etwa das Gegenstück der alten Römer, Sohn des Göttervaters Zeus: alledings ohne Hammer, dafür mit einem Blitz in der Hand dargestellt, der die Macht über Licht und Donner symbolisiert.
Donar verweist auf den Wettergott der Germanen; deswegen ist sein Name auch in diesen deutschen Tagesnamen eingeflossen.
Freitag:
(lat. dies Veneris 'Tag der Venus'; engl. Friday: 'Freya's Day', Tag der Freya)
Die germanische Göttin Freya ist die Gemahlin von Wotan und für alle Dinge der Schönheit und Liebe zuständig. Sie wurde zur Namenspatronin für den deutschen Freitag und den britischen 'Friday'.
In den romanischen Sprachen ist der Freitag nach Freyas Gegenstück, der Göttin Venus, benannt: z. B. französisch 'Vendredi', abgeleitet vom lateinischen 'Venus'.
Im nordischen Ursprung heißt Freya 'Frigg' und ist die Gemahlin von Odin.
Samstag (auch Sonnabend):
(lat. dies Saturni 'Tag des Saturn(us)'; engl. Saturday, 'Saturn's Day')
Der Name Samstag, althochdeutsch sambaztac, kommt von einer griechischen Form sambaton des griechischen Wortes sabbaton, das letztlich auf eine Gleichsetzung der Bezeichnung vom 'Tag des Saturn' in Anlehnung an den hebräischen Begriff Šabbatai („Stern (Saturn) des Šabbats“) zurückgeht.
Vor allem in der jüdischen Religion gilt der Samstag als Feiertag (Sabbat); diese Sabbat-Ruhe wurde auf den christlichen Sonntag übertragen.
Der Name verbreitete sich mit der Missionierung des süddeutschen Sprachraums donauaufwärts und wird heute in Österreich, Süd- und Westdeutschland verwendet. Die romanischen Sprachen gehen einheitlich darauf zurück: franz. le samedi, ital. il sabato, span. el sábado.
Die Bezeichnung Sonnabend (althochdeutsch: sunnunaband) ist aus dem Altenglischen in den deutschen Sprachraum gekommen, wohl mit der angelsächsischen Mission. Der zweite Teil 'nunaband' bedeutete ursprünglich 'Vorabend', also der Abend vor dem Sonntag. Im frühen Mittelalter erweiterte sich die Benennung auf den gesamten Tag, genauso wie beim ganzen Tag vor dem ersten Weihnachtstag (Heiligabend).
'Sonnabend' wird vor allem in Norddeutschland und im Ostmitteldeutschen verwendet. Auch in heutigen deutschen Gesetzestexten (u. a. in § 193 BGB oder in Ladenschlussgesetzen einiger nord- und ostdeutscher Länder) wird der Begriff Sonnabend verwendet.
In Österreich, der Schweiz und Süddeutschland ist der Begriff weitgehend ungebräuchlich und ist höchstens im passiven Wortschatz als typisch norddeutsch bekannt.
In Westfalen und im Ostfriesischen Platt hat sich der niederdeutsche Saterdag erhalten (s. auch: niederländisch Zaterdag, afrikaans Saterdag und engl. Saturday), eine Lehnübersetzung des lateinischen dies Saturni 'Tag des Saturnus'.
Sonntag:
(lat. dies solis 'Tag der Sonne'; engl. (Sun's Day) = Sunday)
Schon im 2. Jahrhundert war dieser Name in der heidnischen Planetenwoche üblich. In den germanischen Sprachen blieb dieser Name erhalten, während im Zuge der Verschmelzung kirchlicher und heidnischer Rituale der Sonntag zudem als "Tag des Herrn" (dies domini) bezeichnet wurde.
Daran erinnern heute unter anderem noch der Sonntag im Französischen (dimanche), der italienische "domenica" sowie der spanische domingo.
Stunde
In der Neuzeit gilt folgende Definition: Eine Stunde ist der 24ste Teil eines Tages und dauert 60 Minuten.
Die Stunde wird mit dem Einheitszeichen "h" dargestellt (lat. hora).
Aber auch für die Einteilung der Tage in Stunden gibt es viele Möglichkeiten, ebenso wie bei der Definition der anderen Zeiteinheiten (außer der Minute)!
Am ältesten ist die Einteilung des hellen Tages und ebenso der Nacht in drei, sechs oder zwölf gleiche Teile. Solche Einteilungen führten aber zu ungleichen Stunden, weil sich die länge der Gesamtstunden eines Tages bzw. der Nacht in den verschieden Jahreszeiten ändert: Im Winter sind die 'sichtbaren' Tage kürzer, somit also auch die Gesamtstunden eines Tages.
Die "kanonischen Stunden" wurden im frühen Mittelalter festgelegt und galten für Mönche. Diese Stunden regelten die Zeiten für das gemeinsame Bad, das Kopfwaschen, den Aderlass, das Neubefüllen der Matratzen und andere tägliche Routinen.
In den mittelalterlichen Klöstern wurde dann die Zeit in 24 gleiche Teile gegliedert; je zwölf für Tag und Nacht, was aber dieses Dilemma der Stundenungleichheit nicht beheben konnte!
Erst nach der Erfindung der mechanischen Uhr und ihrer Einführung in das öffentliche Leben konnte der ganze Tag bequem in gleiche, unveränderliche Stunden eingeteilt werden.
Das alte chinesische Stundensystem
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Minute
Die Minute wird mit dem Einheitenzeichen "min" bezeichnet und ist der 60ste Teil einer Stunde bzw. das 60fache einer Sekunde.
Sie hat ihren Ursprung im babylonischen Sexagesimalsystem, in dem Brüche als 60stel und 3600stel entwickelt wurden. Die 60stel wurden später im Lateinischen als pars minuta prima (von minuere = verkleinern, vermindern) bezeichnet, woraus das Wort Minute entstand; die 3600stel (= ein 60stel eines 60stels) als pars minuta secunda, woraus die Sekunde wurde.
Anders als die anderen Zeiteineinheiten wird die Minute nicht mit anderen Begriffen und Definitionen 'zerpflückt'; es sei denn, man nennt auch hier die innere biologische Uhr. Wer kennt es nicht, dass sich die Minuten endlos hinziehen können?
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Sekunde
Einheitszeichen in der Wissenschaft: "s" - Nicht: sek oder sec!
Wie lange währt eine Sekunde? Das hängt davon ab, was mit einer Sekunde gemeint ist:
Tropische Sekunde
Die allgemeine astronomische Sekunde ist der 86.400ste Teil eines Sonnentages.
Da aber Tage unterschiedlich lang sein können, hat die internationale Astronomische Union eine Sekunde der Ephemeridenzeit als 1/31.566.925,974 des tropischen Tages des Jahres 1900 definiert.
Ephemeridensekunde
Die Länge einer tropischen Sekunde eines tropischen Jahres zum Termin 1900 Januar 0,5 Ephemeridenzeit.
Physikalische Sekunde
Sie wurde 1972 als Frequenz einer bestimmten Atomuhr neu definiert und gilt seither als Referenz für alle wissenschaftlichen Zeitmessungen: die Schwingungen eines Cäsiumatoms!
Nach genau 9.192.631.770 Schwingungen ist eine Sekunde beendet. Mögliche Abweichung zu einer baugleichen, anderen Atomuhr: 1 Sekunde in drei Millionen Jahren.
Wird fortgesetzt!
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Kalender
In altrömischer Anfangszeit - so die Legende - konstruierte Romulus einen Kalender mit sechs Monaten zu 30 Tagen, vier Monate mit 31 Tagen und eine ungegliederte Winterzeit mit 61 Tagen (weil Romulus den Winter nicht mochte). Das ergibt ein Jahr mit 365 Tagen. Das Jahr begann im März und endete im Dezember.
Bis zur Einführung des Gregorianischen Kalenders (s. unten) in der Mitte des 17. Jahrhunderts begann das Jahr auch bei uns mit Mariä Verkündigung am 25. März.
Obwohl das Jahr heute im Januar anfängt, tragen die Namen von vier Monaten noch die Zählung des altrömischen Kalenders: September (der siebte Monat), Oktober (der achte), November (der neunte) und Dezember (der zehnte Monat).
Im Jahr 2018 gibt es weltweit rund 40 verschiedene Kalender! Wer sich über diese Kalendersysteme genauer informieren möchte, schaut bei Wikipedia nach.
Hier gebe ich kurze Überblicke der bekanntesten und wichtigsten Kalenderarten, historisch gesegen und für unseren Kulturraum bedeutend.
Ägyptischer Kalender
Die Mondphasen ändern sich allnächtlich, die Mondzyklen zeigen sich deutlich innerhalb von 29 Tagen, also einem Mondmonat (s. dort).
Die Sonnenbahn ändert sich ebenfalls von Tag zu Tag, aber es braucht Monate, bevor man sie bemerkt; in der Summe beträgt der Sonnenzyklus ein Jahr (s. Sonnenjahr).
Das mag der Grund gewesen sein, warum sich die allerersten Kalender in der Vorzeit nach dem Mond und nicht nach der Sonne richteten. Auch die alten Ägypter benutzten zunächst einen lunaren Kalender, obwohl sie bald auch das Jahr kannten: Sie wussten, dass der helle Hundsstern (Sirius, im Sternbild Großer Wagen, von den alten Griechen und dann auch von den Ägyptern Sothis genannt), genau zu der Zeit mit der Sonne aufgeht, wenn alljährlich der Nil über die Ufer tritt und zu enormem Wachstum auf den beackerten Ländereien führt.
Um die Lunation, also den vollständigen Ablauf aller Mondphasen, mit dem Sonnenjahr in Einklang zu bringen, konstruierten sie einen Kalender mit 12 Monaten zu je 30 Tagen und 5 Schalttagen: ein Jahr mit 365 Tagen. Da die Länge eines Jahres aber rund 365,25 Tage beträgt (s. gregorianisches Jahr und nachfolgend tropisches Jahr), verschob sich der Jahresanfang nach dem Mondkalender in jedem Jahr um 1/4 Tag gegenüber dem Beginn des religiösen sothischen Neujahrs (s. Sirius oder Sothis, weiter oben) .
Die Historiker haben aufgrund verschiedener Fakten nachgerechnet und erkannten, dass der ägyptische Kalender im Jahr 4241 v.Chr. verkündet worden sein muss. Erstaunlich!
Julianischer Kalender
Im ersten vorchristlichen Jahrhundert bat Julius Cäsar einen Astronomen aus Alexandria, ihm bei der Reform dieses römischen Kalenders zu beraten. Der empfahl, auf Grundlage des ägyptischen Kalenders (s. oben) auf die Übereinstimmung von Monat und Mondumlauf zu verzichten: Das Alltagsleben der alten Römer war weitestgehend losgelöst von den Mondphasen, so dass man diese als Zeitrechner entbehren konnte und deshalb auf solaren Ereignissen aufbauen sollte.
Das Julianische Jahr (s.dort) hatte 365,25 Tage, womit sich gegenüber dem Sonnenjahr (s. dort) die Differenzen ansammelten: Mitte des 16. Jahrhunderts kam der Frühlingspunkt (s. dort), nach dem das Osterfest berechnet wird, bereits 10 Tage nach dem astronomischen Ereignis zu spät. Wäre der Kalender nicht verändert worden (s. nachf. 'Gregorianischer Kalender'), würden wir heute die Ostereier im Sommer suchen.
Der Julianische Kalender breitete sich mit der Erweiterung des Römischen Reiches schnell aus: bis in die heutigen Gebiete Spanien und Frankreich, den Nahen Osten und nach Nordafrika. Er hatte Bestand bis ins 16. Jahrhundert!
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Gregorianischer Kalender
Der Gregorianische Kalender, auch bürgerlicher Kalender, ist der weltweit meistgebrauchte Kalender. Er entstand Ende des 16. Jahrhunderts durch eine Reform des julianischen Kalenders. Benannt ist er nach Papst Gregor XIII., der ihn 1582 mit der päpstlichen Bulle 'Inter Gravissimas' verordnete. Dem Gregorianischen Kalender liegt eine durchschnittliche Jahreslänge von 365,2425 Tagen statt der julianischen 365,25 Tage zugrunde. Er löste im Laufe der Zeit sowohl den julianischen als auch zahlreiche andere Kalender ab. Auf dem Gregorianischen Kalender beruht auch die Datumsdarstellung nach ISO 8601.
Das Wesen der gregorianischen Kalenderreform bestand darin, dass das Zählschema, das der Julianische Kalender bot, verallgemeinert und damit zukunftsfest gemacht wurde. Der Gregorianische Kalender ist nicht ein grundsätzlich anderer, sondern ein flexibilisierter Julianischer Kalender.
Der Julianische Kalender hinkte dem Jahreslauf der Sonne im 16. Jahrhundert im Verhältnis zum 4. Jahrhundert bereits um zehn Tage nach. Der notwendige, in einem Stück angeordnete Ausfall von zehn Kalendertagen im Jahr 1582 (s. dort) sorgte für allgemeine Irritation und führte auch innerhalb der katholischen Kirche zur zögerlichen Annahme des gregorianischen Kalenders, aber sie erkannte, dass zur pünktlichen Erhaltung des Osterfestes diese Reform eine segensreiche war, im Sinne des Wortes.
Zeitmessung
Zeitmessung ist mehr als ein Blick auf die Uhr oder einen Kalender; dort messen wir ja nicht die Zeit, sondern lesen sie so ab, wie sie von irgend jemanden definiert wurde und für die Allgemeinheit gültig ist.
In den Kapiteln über das Jahr und seine Unterteilungen bis hin zur Sekunde haben wir ja schon erfahren, dass diese Begriffe wissenschaftlich verschieden verstanden werden. Nun wäre es doch aber blöd, wenn wir einen Menschen auf der Straße fragen: "Wie spät ist es, bitte?" Und dieser würde zurückfragen: "Wie meinen Sie das? Nach der Sonnenzeit, der siderischen Zeit oder wonach sonst?"
Verwirrt entdecken wir danach eine Kirchturmuhr, auf der es fünf Minuten vor zwölf ist. Sie fragt nicht nach, sondern zeigt uns größtenteils stumm die Uhrzeit an. Warum dürfen wir ihr vertrauen?
Fragen wir uns zunächst, wie die Zeit ohne Uhr von uns gemessen, oder besser gesagt, bestimmt werden konnte:
Ein prüfender Blick in den Himmel genügte früher, um zu bestimmen, dass es jetzt Zeit für das Abendmahl des erlegten Hasen ist. Ungeschickterweise wird es aber im Winter viel früher dunkel, so dass sich die Zeit bis zum Frühstück bei Sonnenaufgang erheblich ausdehnte und mancher schon lange Hunger verspürte.
Es fehlte also an einem Maß für die vergangene Zeit und die zukünftige: es ist gesünder, seine Mahlzeiten regelmäßig einzunehmen. Aber wie sollte man dieses Zeitpunkte bestimmen? Ein Blick in den Himmel genügte also nicht.
Demzufolge war es den Frühmenschen egal, und sie aßen, wenn sie hungrig waren. Was, nach heutiger ernährungswissenschaftlicher Sicht, sowieso viel gesünder ist, aber wegen vorherrschender Soziozeitlichkeit (s. dort) kaum realisierbar ist.
Die Zeitmessung erforderte zwei oder mehr Vorgänge, die mit großer Regelmäßigkeit ablaufen: Das Baby schrie, wenn es gesäugt werden wollte; ein Same des Urweizens brauchte im Frühling eine bestimmte Zeit, um zu keimen, eine Beere einer wilden Frucht benötigte ebenfalls eine gewisse Zeit, um zu reifen, ein Holzscheit von bestimmter Größe und Dicke brannte länger in der Höhle als ein kleinerer.
Irgendein findiger Frühmensch beobachtete wohl, dass ein abgestorbener Baumstamm seinen Schatten je nach Tages- und Jahreszeit auf verschiedene Felsbrocken in seiner nahen Umgebung warf und verband diese Beobachtungen mit gewissen, regelmäßigen Abläufen in seinem Alltag, wo etwas bestimmtes getan werden musste. Aber dadurch konnte er auch die Zeit messen: Er begann eine Elfenbeinschnitzerei bei einem bestimmtem Schattenwurf, und als der Hase von seinem Weib fertig gegrillt war, stand der Schatten an einer anderen, genau bestimmten Stelle. Am nächsten Tag sagte er seinem Weib, dass dann Essenszeit ist, wenn eben genau dieser Schattenwurf erreicht war; so konnte er ermessen, bis wann er seiner Tätigkeit der Schnitzerei nachgehen konnte, egal, wann er sie begann.
Daraus entstand sehr viel später die Sonnenuhr, doch dazu später.
Wenn man die Zeit messen will, braucht man also verlässliche Ereignisse, die in einem gewissen Rhythmus auftreten. Daraus lässt sich vorhersagen, wann dieses Ereignis wieder auftreten wird. Das ist dann die Zeitrechnung, die schon vor Urzeiten stattgefunden hat.
Auf Knochen, die 28.000 bis 30.000 Jahre alt sind, konnte man nachweisen, dass die eingekerbten Zeichen den zu- und abnehmenden Mond während dreier Mondphasen markierten. Ein Knochenplättchen, das auf ein Alter von rund 10.000 Jahren datiert wird, zeigt über dreieinhalb Jahre hinweg Mondphasen und Markierungen für die vier Meilensteine des Sonnenjahres, nämlich die beiden Sonnenwenden und die beiden Tag- und Nachtgleichen.
Seit 8.000 bis 9.000 Jahren kennen die Menschen den Zusammenhang zwischen Befruchtung, Geburt und Menstruation, weil sie die Ereignisse aufgezeichnet haben. Sie konnten in ihrer Zeiterfahrung beständige Muster erkennen und sie durch Markierungen darstellen.
Wesentlich monumentalere Markierungen kennen wir aus neuerer Zeit, etwa zwischen 1800 und 1400 v.Chr. entstanden: die monumentalen Steinkalender Englands. Stonehenge ist der bekannteste davon. Die gängige Meinung ist, dass dieser Steinkreis eine Sternwarte war, in der die für die Religion der Druiden entscheidende Tage eines Sonne-Mond-Kalenderjahres bestimmt wurden.
Sonnenuhr (auch: Schattenuhr)
Wie baut man eine Sonnenuhr?
Nehmen Sie einen Zaunpfahl und hämmern Sie ihn senkrecht in den Boden offenen und flachen Geländes. Beobachten Sie, wie sich Richtung und Länge des Sonnenschattens von morgens bis abends und entsprechend der Sonnenbahn im Jahresverlauf ändern. Sie haben damit die einfachste aller Sonnenuhren: ein Stock in der Sonne.
Wenn Sie den Pfahl nicht senkrecht, sondern parallel zur Erdachse ausgerichtet in den Boden schlagen, wird die Schattenrichtung unabhängig von den Jahreszeiten. Damit haben Sie eine Uhr und einen Kalender, einen Zeitmesser also, in dem schon viel Wissen steckt.
Weblink: Zur Geschichte der altägyptischen Sonnenuhr
Sie können sich eine Sonnenuhr aus Papier selbst bauen, die man an die Wand hängt, eine vertikale Sonnenuhr also. Anleitung
Wasseruhren
Die ersten Vorrichtungen, die die Zeit angaben, ohne sich auf die Sonnenbewegung zu beziehen, waren Wasseruhren; man vertraute ihnen, weil man überzeugt war, Wasser flösse mit gleichmäßiger Geschwindigkeit durch eine Öffnung. Eimerförmige Waseruhren, aus denen Wasser fließt, datieren aus dem 15. Jahrhundert v. Chr.; sie wurden im Tempel von Karnak in Ägypten gefunden.
Blumenuhr
Der schwedische Naturwissenschaftler Carl von Linné legte 1745 erstmals die von ihm entwickelte Blumenuhr im Botanischen Garten von Uppsala an. Dabei handelte es sich um ein Blumenbeet in Form eines Zifferblatts mit reihum 12 Unterteilungen, die mit den zur jeweiligen Stunde blühenden krautigen Pflanzen bepflanzt waren. Denn bei der Beobachtung der Natur in seiner nächsten Umgebung hatte er die für seine Zeit überraschende Feststellung gemacht, dass bestimmte Pflanzenarten nur zu bestimmten Tageszeiten blühten.
Darauf aufbauend intensivierte Linné seine Forschung und stellte fest, dass diese pflanzlichen Aktivitäten während der gesamten (schwedischen) Wachstumsperiode immer zur gleichen Tages- oder Nachtzeit stattfanden.
Indem er im Ein-Uhr-Feld die krautigen Pflanzen anpflanzte, die entweder um 13:00 Uhr oder um 01:00 Uhr ihre Blüte ganz geöffnet hatten und in den Feldern 2 bis 12 die jeweils entsprechenden Pflanzenarten, hatte er eine exakte, natürliche Uhr geschaffen.
Es soll ihm bei der Frage nach der Uhrzeit ein Blick aus dem Fenster seines Arbeitszimmers auf seine Blumenuhr genügt haben, um die Uhr bis auf 5 Minuten genau abzulesen!
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Analoge und digitale Zeitanzeige
Analoge und digitale Zeitanzeige sind gebräuchliche und auch weitgehend bekannte Begriffe. Analog stammt aus dem Griechischen: Αναλογία = Ähnlichkeit. Digital wurde vom lateinischen Wort für Finger, digitus, abgeleitet.
Das Wort „Analogie“ hat in der Wissenschaft eine andere Bedeutung als in der Informationstechnik oder bei der Zeitanzeige bei Uhren. In der wissenschaftlichen Analogie wird das Besondere mit dem Besondern oder das Allgemeine mit dem Allgemeinen verglichen. Daraus ergibt sich dann die Konsequenz einer Beurteilung, bisweilen eine Ähnlichkeitsrelation.
Analoge und digitale Zeitanzeige für die Zeitmessung
Für die Zeitmessung wurden anfangs analoge und in der Moderne digitale Uhren entwickelt, bei denen der Unterschied in der Anzeige der Zeit liegt.
Analoge Uhren haben Zeiger auf einem Ziffernblatt, digitale Uhren vermitteln mit Zahlen von 0 bis 24, was die Stunde geschlagen hat, oder auch mittels Balken oder Punkten. Zuweilen wird auf die 24-Stunden-Anzeige verzichtet: es gibt nur die Anzeige 1 bis 12, wobei sie mit den Bezeichnungen AM (ante meridiem, lat.: vor Mittag) und PM (post meridiem; nach Mittag) ergänzt wird.
Für Senioren und Alzheimerpatienten gibt es analoge Uhren für eine klare Zeitdarstellung, wo zusätzlich noch der Wochentag mit Datum angezeigt wird. Die analoge Zeitanzeige ist somit für Menschen, deren kognitiven Fähigkeiten nachgelassen haben oder unterentwickelt sind, die besser erfassbare.
Analoge Uhren, egal, ob es sich um eine Wand-, Stand- oder Armbanduhr handelt, sind entweder mit arabischen Zahlen ausgestattet, mit römischen Ziffern versehen oder einfach nur mit Strichsymbolen. Zuweilen – besonders bei modischen Uhren - verzichten die Designer völlig auf Striche oder Ziffern, sondern schaffen eine mehr oder weniger attraktiv gestaltete freie Fläche, auf denen sich die Zeiger bewegen. Egal, ob die Zeitanzeige analog oder digital ist, Uhren gibt es in den unterschiedlichsten Formen quadratisch, rechteckig, rund, oval oder asymmetrisch.
Allerdings ist der Aufbau beider Uhren grundverschieden:
Analoge Uhren haben eine Mechanik aus sehr vielen einzelnen Elementen, wobei Digitaluhren auf elektronischer Technologie aufgebaut ist, und es gibt kein Ziffernblatt und keine Zeiger. Bei Digitaluhren erfolgt die Anzeige in der Regel in der Form 00h:00m:00s, und moderne, modische analoge Uhren verzichten oft auf den Sekundenzeiger: wozu werden im Normalalltag die Sekunden benötigt?
Ist 0:00 Uhr schon morgen und 24:00 Uhr noch gestern?
Es stellt sich die Frage, was der Unterschied zwischen 0 Uhr und 24 Uhr ist?
Rein gefühlsmäßig endet der Tag um 24 Uhr, und der neue beginnt um 0 Uhr. ABER:
Digitale Zeitanzeigen beginnen mit 00.00 und enden mit 24.00.
Analoge Zeitaufzeichnungen beginnen immer mit 1, also mit der ersten Sekunde, der ersten Minute oder der ersten Stunde und sie enden mit 12. Eine Null, so wie in der digitalen Zeitanzeige gibt es bei Analog-Uhren nicht.
Bei Schriftsätzen im Büroalltag oder bei Behörden, die per Telefax übermittelt werden, ist die Zeitangabe immer digital. Die Aufzeichnung 23.59 Uhr kann unterschiedlich ausgelegt werden: So beginnt genau in diesem Moment die letzte Minute von heute zu verstreichen. Bis der morgige Tag beginnt dauert es noch 60 Sekunden - oder aber die letzte Minute von heute ist bereits 59 Sekunden alt.
Der Tag ist somit noch nicht abgelaufen.
Gerade in der Rechtsprechung kann es von eklatanter Bedeutung sein, wenn eine Frist gesetzt wird, die um 24 Uhr oder um 0 Uhr endet! Heute noch oder schon morgen?
Die Anzeige 00.00 Uhr besagt, dass morgen gerade erst beginnt, also die erste Minute von morgen angebrochen ist. Aber eigentlich ist 00.00 Uhr noch nicht morgen, weil der neue Tag erst um 00.01 Uhr beginnt. So ergibt sich die Schlussfolgerung, dass 00.00 Uhr und 24.00 Uhr überhaupt keine Zeit anzeigen, weil beide ohnehin naturwissenschaftlich identisch und beide weder heute noch morgen sind, also dazwischen liegen.
Dazu zwei interessante Urteile aus der Rechtsprechung:
Das Landgericht Kiel verweist in einem Urteil (2001) darauf hin, dass die 60. Sekunde bei allen anderen Stunden des Tages jeweils der neuen Stunde zugerechnet wird. Es ist daher nur folgerichtig, dies auch bei der mitternächtlichen Stunde so zu handhaben.
Der Bundesgerichtshof (BGH) stützte eine Entscheidung darauf:
Vor 0:00 Uhr heißt nach dem Diktum des BGH vor Ablauf von 23:59:59 Uhr.
Dies folge daraus, dass zwischen 24 Uhr und 0:00 Uhr keine, auch keine logische Sekunde existiere (BGH Beschluss v. 19.01.2016, XI ZB 14/15).
Beispiele verschiedener Uhren
Atomuhr
Atomuhren sind die genauesten Uhren, die des derzeit (2021) gibt. Sie messen allerdings nicht direkt eine Zeit, sondern eine Frequenz, also den Kehrwert der Zeit.
Das Messprinzip beruht darauf, einen Atomstrahl mit elektromagnetischen Wellen (d.h. Photonen) so anzuregen, dass die Atome in einen definierten höheren Quantenzustand übergehen, von dem aus sie unter Aussendung eines Photons der gewünschten Frequenz wieder zurück in den Grundzustand wechseln. Ein Rückkoppelkreis sorgt dafür, dass die einlaufende Welle exakt dieselbe Frequenz hat wie die ausgesendeten Photonen (dann ist das Ausgangssignal maximal).
Die Definition der Zeiteinheit Sekunde erfolgt über einen Übergang im Caesium-Atom, der einer Frequenz im Mikrowellenbereich (etwa 9 GHz) entspricht. Noch genauer sind Atomuhren, die optische Übergänge ausnutzen (Frequenzen im THz-Bereich), etwa die Strontium-Uhr. Wenn eine solche Uhr seit dem Urknall gelaufen wäre, würde sie heute weniger als 1 s falsch gehen!
Die Atomuhr in Deutschland wird von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig betrieben und ihr Zeittakt wird aus der Frequenz von Strahlungsübergängen der Elektronen freier Atome abgeleitet. Atomuhren sind derzeit die genauesten Uhren und werden auch primäre Uhren genannt.
Um eine möglichst exakte Zeit zu bestimmen, werden Caesiumatome in verschiedenen energetischen Zuständen gemessen:
Die Cs-Atome werden in einer Art Ofen verdampft und magnetisch sortiert, wodurch nur Atome eines niedrigen energetischen Zustands in den sog. Hohlraumresonator gelangen. In diesem werden die Atome durch Bestrahlung mit einem Mikrowellenfeld animiert, ihren Zustand zu wechseln. Die Atome, die ihren Zustand gewechselt haben, werden nun in einer speziellen Kammer aufgefangen. Da die aufgefangene Menge bei einer bestimmten Frequenz des Mikrowellenfeldes am größten ist, wird die Frequenz gehalten und gezählt:
Nach exakt 9 192 631 770 Periodendauern (Schwingungen) ist schließlich eine Sekunde verstrichen.
Im Laufe eines Jahres beträgt die Abweichung dieser Uhr höchstens 25-12 Milliardstel Sekunden, relativ zu einer idealen Uhr. Bei einer Quarzuhr beträgt die Abweichung etwa eine zehntel Sekunde pro Tag (damit also rund zwei Millionen Mal ungenauer als eine Atomuhr), was sich zu einigen Sekunden pro Monat summiert; mechanische Uhren haben deutlich größere Abweichungen.
Atomuhren beweisen auch, dass die Zeit, verglichen mit unbewegten und bewegten Körpern, unterschiedlich vergeht. Vrgl. auch hier
Es gibt ein sogenanntes "Rückrat" der Weltzeit (s. dort), das von rund 500 Uhren gebildet wird, über die gesamte Welt verteilt. Zum Einsatz kommen hier Uhren, die aufgrund ihrer Funktionsweise bereits höchste Genauigkeit versprechen, nämlich die allergenauesten Atomuhren: Caesiumatomuhren und Wasserstoffmaser. Durch ständige Vergleiche untereinander kann garantiert werden, dass diese Weltzeit um weniger als eine 50 Milliardstel Sekunde pro Tag von einer angenommen idealen Uhr abweicht. Das heißt: das von diesen Uhren heruntergezählte Zeitintervall von den 86.400 Sekunden eines Tages weicht höchstens um rund eine 50 Milliardste Sekunde ab. Eine nicht begreifbare Zahl.
Die Frage, die hier unweigerlich auftauchen muss, nämlich warum eine solch irre genaue Bestimmung der Zeit notwendig ist, kann ich nicht beantworten... (s. auch: Warum eine genaue Bestimmung der Zeit)
Auch eine andere Frage, die Sie sicher haben werden, kann ich derzeit nicht beantworten, da ich keine Erklärung finde: die "ideale Uhr", die hier schon mehrmals als Begriff auftauchte. Sie scheint ein abstrakter Begriff zu sein; aber ich suche weiter nach einer definitiven Antwort.
Die Raumwirkung der Atomuhrenhalle der PTB (Physikalisch-Technische Bundesanstalt) beeindruckt viele Besucher, und in der Tat ist der Ort einzigartig auf der Welt. Neben den zuvor vorgestellten „klassischen“ Atomuhren entsteht im Hintergrund die neueste Uhrengeneration, sogenannte Optische Uhren, mit der sich noch mal eine 100-fach höhere Genauigkeit erreichen lässt als mit den Caesiumschwingungen.
Warum keine genauen Daten vor dem 24. Februar 1582?
Die durchschnittliche Jahreslänge des julianischen Kalenders beträgt 365,25 Tage, was eine Abweichung von 0,0078 Tagen in Bezug auf das mittlere tropische Jahr ausmacht. Daraus resultiert eine sehr langsame Verschiebung des Kalenderjahres zum Sonnenjahr.
Diese Verschiebung summiert sich in 128 Jahren zu einem vollen Tag, und somit kommt es auch zu einer Verschiebung der Daten von Sonnenwenden und Tag-und-Nacht-Gleichen.
Im Laufe der Jahrhunderte wurde also der julianische Kalender - bezogen auf die Jahreszeiten - immer ungenauer. Das ärgerte die römische Kirche, da sich damit auch das Osterfest immer mehr in Richtung Sommer verschob.
Nachdem verschiedene Astronomen beauftragt wurden, eine Lösung zu finden, erließ Papst Gregor VIII danach am 24.2.1582 eine päpstliche Bulle, die die folgenden Korrekturen beinhaltete:
- Zehn Tage des Kalenders wurden gestrichen: Auf Donnerstag, den 4. Oktober 1582 wird Freitag, der 15. Oktober folgen.
- Die Regelung für Schaltjahre wurde geändert: Jedes vierte Jahr, mit Ausnahme der durch 400 nicht teilbaren Jahrhunderte, ist ein Schaltjahr. Demnach sind die Jahre 1600 und 2000 Schaltjahre, aber 1700, 1800, 1900 und 2100 nicht.
- Neue Regeln für die Berechung des Osterfestes wurden festgelegt; (entfällt hier aus Gründen der Kompliziertheit). Berechnung Ostern
- Der erste Tag des Jahres ist der 1. Januar.
- Der zusätzliche Tag eines Schaltjahres ist nicht mehr der Tag vor dem 25.Februar, sondern der Tag nach dem 28. Februar.
Die mittlere Jahresdauer des Gregorianischen Kalenders beträgt 365,2425 mittlere Sonnentage. Die Abweichung vom tatsächlichen tropischen Jahr beträgt nur 0,0003 Tage. Dies wird sich erst etwa im Jahr 2850 n.Chr. zu einem ganzen Tag aufsummieren, also rund rund 3.330 Jahre nach Einführung dieses Kalenders; eine erstaunliche Leistung!
Der gregorianische Kalender ist heute fast weltweit Standard. Aber es gibt viele abweichende Kalender, die in verschiedenen Kulturen benutzt werden.
Philosophische Gedanken
Sind wir imstande, den Zeitablauf zu kontrollieren oder zu beeinflussen?
Ja!
Wir sind nicht nur imstande dazu, sondern wir lenken den Zeitablauf tatsächlich mit fast jeder Entscheidung, die wir treffen, in eine andere Bahn, also in eine andere Zukunft.
Jede unserer Entscheidungen zum Beispiel, die uns und /oder andere Menschen betreffen, zwingt diese auf einen anderen, vielleicht nur kleinen Umweg; das schreitet für den anderen ebenso fort usw.
Damit beeinflussen wir auch die Zukunft; nicht nur unsere eigene, sondern die Zukunft der Welt in einer unglaublich komplexen Weise.
Ich wiederhole hier gerne einen Ansatz vom Beginn dieser Seite: >>Bedenke aber, dass jede Entscheidung, die du fast jede Sekunde triffst, eine andere Zukunft erschaffen wird:
Du gehst aus dem Haus und zögerst einen Moment, in welche Richtung du dich wenden sollst. Gehst du nach links, wirst du nach vier Minuten mit der Frau deiner Träume zusammenstoßen. Entscheidest du dich für rechts, passiert nichts Wesentliches; jedenfalls nicht bis zu deiner nächsten Entscheidung. Und so fort.<<
Es ist also, als ob es nicht nur eine Zukunft gibt, sondern unendlich viele Zukünfte; jede ausgelöst durch jede unserer einzelnen Entscheidungen. All diese Zukünfte betreffen auch andere Menschen, die auf irgend eine Art mit unserem eigenen Leben in Beziehung stehen - und deren Entscheidungen sind wiederum mit uns selbst und auch mit andereren Menschen verwoben.
Sie kennen sicher eine solche Einsicht: "Hätte ich das damals nicht gesagt, dann wäre unsere Freundschaft nicht in die Brüche gegangen, und mein / unser Leben hätte sich anders entwickelt!"
Fast alle Menschen denken aber über diese Konsequenz nicht nach: Das "Was-wäre-wenn" wird in Momenten der Entscheidung äußerst selten durchgespielt, weil Entscheidungen meistens spontan getroffen werden, aus dem Bauch heraus, unserem zweiten Gehirn.
Vielleicht 40 Jahre später geht Ihnen möglicherweise das inzwischen "Was-wäre-wenn-nicht-'gewesen' "-Spiel durch den Kopf, und dann kann man erstaunt sein, denn das ist höllisch komplex:
Wie hätte sich das Leben der beiden Bezugspersonen denn entwickelt?
Wie sehr wären hunderttausende Menschen im Laufe von 40 Jahren von dieser Ihrer Entscheidung betroffen, weil sich das Leben ab dem Zeitpunkt Ihrer Entscheidung in unsagbar viele Einzelentscheidungen der anfangs betroffenen 'nur' beiden Personen aufspaltet?
Würde, wenn Sie sich nicht getrennt hätten, 40 Jahre danach an einem beliebigen Ort eine wunderschöne Eiche stehen statt einer Müllhalde?
Könnte Ihre ehemalige Partnerin mit einem anderen Mann einen Sohn in die Welt setzen, der die Wissenschaft oder die Welt revolutioniert?
Würde die ehemalige Partnerin einer Krankenschwester das Leben schenken oder der Präsidentin einer Weltmacht?
Was, wenn die Geliebte irgendeines Mannes in der Vergangenheit zu seinem Antrag 'Nein' gesagt hätte und dadurch niemals ein Diktator oder ein Nobelpreisträger in die Welt gesetzt worden wäre?
Jede dieser Entscheidungen, ob Ja oder Nein, setzt einer dieser Zukünfte den Weg frei; ob im Kleinen oder Großen.
Sind diese alternativen Zukünfte verloren, oder waren sie nie existent?
Oder haben sie sich vielleicht weiter entwickelt, ohne sich um unsere Entscheidung zu kümmern und sind dadurch zu sog. Parallelwelten geworden, von denen wir kein Bewusstsein haben, die sich aber eigenständig entwickeln?
In einer davon befindet sich eine Müllhalde statt einer stolzen Eiche, weil Sie sich entschlossen hatten, diesen dummen Satz doch zu Ihrem Partner zu sagen...
Zu meinen Gedanken, die sich schon in meiner frühen Jugend entwickelten, gibt es inzwischen wissenschaftliche Zweige, die sich mit diesem Thema beschäftigen, und von denen ich natürlich keine Ahnung haben konnte: Meine oben geschilderten Überlegungen entstanden also völlig unabhängig von diesen neuen Wissenschaftszweigen und begannen schon in meinem Alter von 17 Jahren; Tagebucheintragungen zeugen von diesen Gedanken.
Interessenten suchen bitte im Netz nach 'Kontrafaktische Geschichte' oder 'Alternativgeschichte'; hier nur eine kurze Beschreibung:
Alternativgeschichte betrachtet die Geschichte relativ allgemein und stellt die Frage "Was wäre wenn...?", und versucht diese Fragen zu beantworten. Eine kontrafaktische Geschichte hat einen Zeitpunkt der Abweichung in der Vergangenheit, nach dem sich die Ereignisse der Geschichte anders entwickeln: in eine neue Zeitlinie; also auch ein "Was wäre wenn", aber aus einer anderen Ausgangslage, nämlich einem besonderen Ereignis.
Beliebte kontrafaktische Geschichtsforschungen sind beispielsweise:
- Wie würde die Welt heute aussehen, wenn der erste Mordanschlag (oder auch erst der zehnte) auf Hitler gelungen wäre?
- Und wie, wenn Nazideutschland den zweiten Weltkrieg gewonnen hätte?
- Was, wenn Hitler in seiner Kindheit in der eiskalten Isar ertrunken wäre, in die er gefallen war und gerettet wurde?
- Oder viel früher: Wie würde sich Europa heute darstellen, wenn im Jahr 480 v.Chr. die Griechen nicht die Perser aufgehalten hätten? Du und ich, wir wären wohl Muslime.
Allein diese vier Fragen - vorwärts oder gar rückwärts aufgerollt! - ergäben ein völlig anderes Weltbild, als wir es heute kennen.
Auch ein beliebtes Szenario bei diesen kontrafaktischen Geschichtsschreibern, aber ungeheuer kompliziert:
Was, wenn der Mann aus Nazareth nicht sein eigenes Kreuz hätte tragen müssen, um daran zu sterben? Was, wenn er begnadigt worden wäre?
Je weiter wir in die Vergangenheit reisen mit unseren spekulativen Gedanken, um so schwieriger wird es: Ab diesem Beispiel von vor rund 2.000 Jahren würden sich unendliche Möglichkeiten ergeben!
Nehmen wir uns aber einen Vorfall zur Brust, der erst vor 20 Jahren geschah und den wir geistig ungeschehen machen. Hier lässt sich die Zukunft etwas leichter 'kontrafaktisch' vorhersagen. Dieses "Was-wäre-wenn" ließe sich einigermaßen eingrenzen und die möglichen Auswirkungen würden vielleicht 20 oder 30 oder 100 Alterativen für eine mögliche Zukunft ergeben.
Stöbere selbst einmal in Deiner Fantasie, indem Du den ein oder anderen wichtigen Menschen aus der Geschichtsschreibung entfernst... Oder auch Dein eigenes Kind. Wie wäre Dein Leben verlaufen? Ohne Deine erste Jugendliebe oder die Wahl Deines Berufes?
Sicher hätte es ohne manche Menschen zum Beispiel auch die gleichen folgenreichen Erfindungen oder Entdeckungen gegeben; aber vielleicht erst Jahrzehnte später? Ohne diese Entdeckungen zur rechten Zeit hätte sich die Entwicklung der Menscheit sicher in eine andere Richtung begeben; wären danach vielleicht diese Erfindungen gar nicht mehr nötig gewesen? Wie würde unsere Welt leben, wenn nicht... ??
Wenn wir es nicht ganz so kompliziert machen wollen, schauen wir doch einfach ein, zwei, Tage zurück und lassen einige Ereignisse in unserem Alltag ablaufen:
Gab es hie und da eine - auch wenn noch so kleine Entscheidung? Sicherlich ja! Bist du, nach kurzem Zögern, nach rechts oder links gegangen oder gefahren? Hast du zu jemandem Nein oder Ja gesagt, wenn es sich zum Beispiel um eine Bitte oder etwas ähnlichem handelte? Wolltest du mit jemandem reden / telefonieren / jemandem mailen und hast es aufgeschoben?
Nur aus diesen wenigen Entscheidungen lassen sich Zukünfte formen, die im Ausmaß unübersehbar sind. Und nicht nur für dich selbst, denn - wie schon gesagt - ist deine Umwelt natürlich eingeschlossen; mit allen Konsequenzen, die sich aus deinen kleinen Entscheidungen ergeben hätten, mit allen daran beteiligten Menschen und wiederum deren Mitmenschen...
Zum Thema 'Parallelwelten' empfehle ich diese Seite.
Zeitreisen
In der Science Fiction wird oft darüber geschrieben oder verfilmt, dass Menschen in der Zeit reisen können. Wenn das möglich wäre: was würde passieren?
Im vorherigen Kapitel haben wir darüber philosophiert, wie wir die Zukunft beeinflussen und auch, wie wir manche unserer Entscheidungen bedauern; oder auch Ereignisse gerne ungeschehen machen würden, die unserer Meinung nach den Lauf der Geschichte negativ gestalten hatten. Ich verweise hier gerne noch einmal auf den Ausdruck "kontrafaktische Geschichtsschreibung".
Ich nehme hier auch noch einmal den Satz auf, den wir anschließend 'zerpflügen' werden:
"Hätte ich das damals nicht gesagt, dann wäre unsere Freundschaft nicht in die Brüche gegangen, und mein / unser Leben hätte sich anders entwickelt!"
Ich trauere so sehr wegen dieser Fehlentscheidung, dass ich sie jetzt gedanklich rückgängig mache und in diese Zeit zurückreise. Vorher stelle ich noch fest, um es ja nicht zu vergessen, dass ich in einer großzügigen, gut ausgestatteten Zweizimmerwohnung lebe, einen guten Job und Auto und Motorrad habe.
Die größte Schwierigkeit besteht schon alleine darin, dass in diesen - sagen wir 20 Jahren - das komplette Universum um 20 Jahre fortgeschritten ist, also auch ich selbst. Wenn wir eine solche Zeitreise unternehmen, geraten wir in ein Universum, das komplett anders war als zum Zeitpunkt unserer Abreise: Die Sterne standen anders, viele Menschen und Tiere waren noch nicht geboren, heutige Bakterien gab es noch nicht.
Und gerade der letzte Punkt gibt zu denken: Ich nehme die Bakterien auf und in mir mit in die Vergangenheit! Diese Mikrobiologie wird in der Vergangenheit frei und verändert die Welt der kommenden 20 Jahre, wenn auch nur vorerst auf begrenztem Gebiet, sagen wir, zwischen Schwarzwald und den Vogesen.
Komme ich zurück aus der Vergangenheit, hat sich das ehemals mikrobiotische Leben verändert, auch wenn ich es nicht sofort spüre. [Wenn ich gar in die Zeit der Dinosaurier reisen würde und meine mitgebrachten Bakterien dort verbreiten würde, könnte sich das komplette Leben auf der ganzen Erde verändern. Die in der Jetzt-Zeit lebenden Wesen, falls intelligent, hätten zwar die Skelette der Dinosaurier gefunden, aber alles Leben danach hätte in den folgenden 35 Millionen Jahren danach womöglich eine völlig andere Entwicklung genommen.]
Nun aber finde ich meine damalige große Liebe mit ihrem Freund, meinem 20 Jahre jüngeren Ich. Was tun? Ich bin ja nicht ich selbst, sondern ein Produkt der Zukunft; kann also meine Entscheidung nicht selbst rückgängig machen. Da meiner Fantasie keine Grenzen gesetzt sind, überzeuge ich mein jüngeres Ich, diese Worte nicht zu sagen, und er versteht und verspricht es. Ich ziehe mich in meine damalige Studentenkneipe zurück und träume von der Zukunft: Wir werden ganz sicher zwei Kinder und ein nettes Eigenheim haben, irgendwo am Stadtrand, schließlich gibt mein Job genug Geld dafür her.
Derart frohgemut begebe ich mich zurück in meine Zukunft, aus der ich kam, und erwarte meine Frau in meine Arme schließen zu können.
"Mist!" rufe ich aus! "Es hat nicht geklappt!" Denn als ich mich umsehe, hocke ich immer noch in meiner erbärmlichen Bude, die letzte Mahnung des Arbeitsamtes vor mir.
Warum, liebe Leser, hat diese Veränderung der Vergangenheit nicht funktioniert? Denken Sie nach: Nur ein nicht ausgesprochener Satz hat möglicherweise zwei Jahre unserer Liebe gerettet, danach erfolgte etwas ganz anderes und schlimmeres, sonst wäre ich ja nicht in dieser Bude gelandet, aus meiner komfortablen Wohnung wie früher, oder - wie gewünscht - im Eigenheim mit Frau und Kindern.
Ich erinnere Sie an meine früheren Worte, dass wir mit nahezu jeder Sekunde oder Minute unsere Zukunft formen, und auch die unserer Mitmenschen und unserer Welt.
Im obigen Szenario konnte also die Löschung eines einzigen Satzes nur kurzfristig hilfreich sein. Um danach meine ersehnte Zukunft zu gestalten, hätte ich jede Sekunde bei den beiden sein müssen, um sofort einzugreifen, wenn etwas nicht nach meinem Plan lief. Wäre das ein Leben gewesen? Und letztendlich wären meine beiden Ichs nie wieder verschmolzen, da mein Zukunfts-Ich die Geschicke der beiden steuern musste.
Warum sitze ich nach meiner Rückkehr aus der Vergangenheit in einer armseligen Bude, ohne den Komfort wie vorher und ohne Auto und Motorrad, dazu noch arbeitslos? Nun, irgend etwas, möglicherweise eine winzige Kleinigkeit, muss ich in der Vergangenheit bewirkt haben, das sich verselbstständigt und weitere Auswirkungen nach sich gezogen hat, nachdem ich mein kurzes Gastspiel beendete. Ich kann keine Ahnung davon haben, wie es war, bevor ich in die Vergangenheit gereist bin: schließlich habe ich mein Leben in der Vergangenheit verändert und zwanzig Jahre lang mit dieser Auswirkung gelebt. Mein Leben ist anders verlaufen, und ich kehre nicht als zweites Ich in die Zukunft zurück, sondern als der Mensch, der diese 20 Jahre gestaltet hat; deswegen ist mir diese andere Gegenwart entglitten, ich weiß nichts davon. Diese ehemalige, andere Zeitlinie, ausgelöst durch mein Eingreifen in der Zeit, ist zu einer Linie in einem Paralleluniversum geworden. Mein Jetzt besteht in der Tatsache, dass ich immer noch alleine bin und in dieser Bude lebe...
Ein drittes Szenario will ich noch hinzufügen:
Wie wir erfahren haben, kann eine Zeitreise nicht funktionieren - auch wenn es möglich wäre - wenn wir unsere Jetzt-Form behalten. Wir müssten also das Zeitrad des kompletten Universums zurückdrehen können bis zu dem Zeitpunkt, um diesen fatalen Satz nicht zu sagen. Was aber wäre dann? Wir wüssten nichts von unserer Zukunft, und wir hätten keine Ahnung, dass dieser Satz so fundamental unser Leben formen würde.
Fazit: Trauern Sie ruhig wegen Ihrer Fehler oder verteufeln Sie sie sogar! Das Träumen eines nicht-gewesen-Seins ist zulässig, aber unproduktiv. Auch mit einer Zeitreise könnten Sie daran nichts ändern, im Gegenteil könnten Sie die Welt in Chaos stürzen; was Sie allerdings nicht bemerken würden, siehe obiges Szenario.
Andererseits könnte ein bewusstes Umgehen mit Worten hilfreich sein. Das jedoch ist so unmöglich wie eine Zeitreise! Wenn Worte Sätze bilden, können Fehler entstehen. Wenn Fehler schnell erkannt werden, kann man sie korrigieren. Wenn Fehlersätze in der weiten Vergangenheit liegen, lässt man sie dort, weil sie nicht korrigierbar sind, und lebt mit diesen fatalen Sätzen, oder - man gestaltet sein Leben anders, auf der Grundlage der Erkenntnis dieser Fehler...
Zeitreisen sind auch aus einem universalen Grund nicht möglich! Warum?
Wir stellen uns vor - und darin sind wir ja inzwischen richtig gut geworden -, dass wir vorgestern einen äußerst dummen, unverzeihlichen Fehler begangen haben - was ja immer mal wieder vorkommen kann. Dieser Fehler ist aber dermaßen eklatant gewesen, dass wir ihn unbedingt ausmerzen müssen! Also begeben wir uns gedanklich in unsere kleine gedankliche Zeitreisemaschine und steuern zwei Tage rückwärts, an den Ort, an dem uns dieser blöde Fehler unterlaufen war. Aber: nichts tut sich! Wir denken angestrengt nach und kommen zu folgendem Ergebnis:
Vorgestern war dieser Ort nicht da, wo er jetzt ist: Schließlich, man kennt ja den Satz "Die Erde dreht sich trotzdem weiter!". Aha! Also muss die Straßenecke, an der es passiert war, ein Stück weiter zurück, also entgegen der Erdrotation, gelegen haben; somit rechnen wir: Am Äquator dreht sich die Erde mit einer Geschwindigkeit von 1.670 km pro Stunde, was in etwa 470 Metern pro Sekunde entspricht. Wir sind zwar nicht am Äquator, aber trotzdem haben wir uns in den beiden Tagen mit vielleicht "nur" 1.250 km/h bewegt. Das ist heftig. Ein toller Mathe-Prof erklärt uns, wo wir uns vor zwei Tagen befanden: Also geben wir das Ziel in der Vergangenheit erneut in unsere Maschine ein, aber es tut sich immer noch nichts! Warum nur?
Ihr könnt von selbst drauf kommen, aber ich will Euch das Denken ersparen und nur kurz auf den universalen Grund eingehen: Seit einigen Jahren ist bekannt, dass sich Erde um die Sonne dreht. Unser Sonnensystem bewegt sich innerhalb unserer Galaxis, diese wiederum, zusammen mit (vielleicht) unendlich vielen anderen Galaxien, innerhalb des Universums. Und: Das Universum dehnt sich aus. Also potenzierte Geschwindigkeiten und damit die Unmöglichkeit, unsere Straßenecke an irgendeinem Ort der Erde, ja innerhalb des Universums zu lokalisieren. Gehen wir noch einen Schritt weiter, nämlich in den Mikrokosmos: Jedes einzelne Atom im gesamten Universum, einschließlich natürlich aller Atome in unserem Körper, haben sich ebenfalls bewegt. Zwei Tage lang. Unsere Zeitmaschine müsste also das gesamte Universum mit all seinen Atomen exakt rückwärts drehen, um an die Straßenecke zu gelangen, zu exakt dieser Sekunde, wo wir der Politesse zwei Stinkefinger gezeigt hatten, weil sie uns wegen Falschparkens aufschrieb.
Also im Ernst: Diesen Aufwand ist es nicht wert; ich verbanne meine gedankliche Zeitmaschine und zahle die Strafe. Die übrigens gerecht ist. Meine Freundin sieht das ebenso.
Science Fiction
Diese Art der Romanschreibung befasst sich mit der Zukunft oder auch der Vergangenheit.
Die Zukunft wird auf der Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse aufgebaut, die der Theorie nach möglich sein würden (könnten).
Deswegen unterscheidet man in diesem Bereich strikt die Sience Fiction (wissenschaftliche Vorstellung; Fiktion auf der Grundlage von derzeitigem Wissen, utopisch ausgebaut) von dem Gebiet der "Fantasy".
In einem Fantasy-Roman ist alles möglich; es bedarf nur der Fantasie des Autors, um alle möglichen Welten zu schaffen.
Die Science Fiction schafft auch unmögliche Welten; aber in beschränktem Maße. Und dieses Maß gründet sich auf zunächst elementare Regeln der Physik, Astrophysik und auch der Biochemie.
Zugegeben: Viele SF-Romane beginnen mit diesen Regeln und pflegen sie soweit, bis sie in den Bereich der Fantasy gelangen: Die Striktheit zwischen diesen beiden Genres verliert leider manchmal, aber selten, ihre Grenzen.
Gelangen wir in einem SF-Roman in die Zukunft, sind unendlich viele Szenarien möglich; bis hin zu der, dass die Bewohner der Galaxis, die allesamt menschliche Züge - aber in vielen Abarten - aufweisen, sich ihrer Abstammung nicht bewusst sind: Es ging verloren, dass der Mensch von einem Ursprungsplaneten stammt, der vergessen wurde.
Gehen wir auf diesem Ursprungsplanet namens Erde in die Vergangenheit, aus unserer heutigen Zeit, mutet es sich ebenso an wie ein Trip durch die SF:
Aus Aminosäuren im Meer entsteht Leben, in einer für uns heute giftigen Umgebung. Dieses Leben geht an Land, in eine ebenfalls giftigen Umwelt, denn die Luft besteht aus Kohlendioxid und Methan und ähnlich unangenehmen Gasen. Cyanobakterien im Meer beginnen mit der Produktion von Sauerstoff: für das damalige Leben hoch giftig!
Doch das Leben passt sich im Lauf von Milliarden Jahren an, und wir Menschen stehen am Ende dieser Evolution und schauen staunend in diese Vergangenheit.
Wenn die Science Fiction zum Beispiel erzählt - wie in der Romanserie Perry Rhodan - , dass es intelligente Lebewesen gibt, die in einer Methanatmosphäre leben oder auf einer Welt, die so heiß ist wie die Venus, dann erscheint das wie Fantasy. Doch wenn wir uns die obigen Beispiele aus der Vergangenheit unserer Erde anschauen, dann hat dies eine wissenschaftliche Grundlage, also Science. Die Fiktion ist lediglich, dass sich unter diesen Umständen intelligentes Leben entwickelt hat.
Schauen wir beispielsweise in unserer heutigen Zeit auf Orte, die uns völlig abwegig erscheinen, um Leben zu beherbergen:
Um kleine Vulkanöffnungen herum in der Tiefsee, den Black Smokern, herrscht nicht nur ein ungeheurer Druck, sondern auch eine Wassertemperatur von rund 300° Celsius. Und doch befindet sich dort eine Vielfalt von Leben, das uns ehrfürchtig erscheinen sollte: Nicht nur Bakterien sind es, sondern höher entwickeltes und eher filigranes Leben wie Garnelen- und Fischartige, auch Muscheln und Schnecken, die sich von diesen Bakterien ernähren.
An kochenden Geysiren tummeln sich Bakterien ohne Ende, oft auch in schwefligem Wasser; Schwefel ist für dieses Leben notwendig, Sauerstoff tödliches Gift. Solche anaeroben (ohne Sauerstoff) lebenden Wesen gibt es zuhauf.
Es gäbe noch weitere Beispiele, dass sich Leben in eigentlich unvorstellbarer Umgebung entwickeln und wohl fühlen kann, aber ich will mich auf diese sowieso schon fantastischen Erkenntnisse beschränken.
Dieser Artikel soll eine Lanze brechen für die Science Fiction; ich hoffe, es ist mir gelungen.
Übrigens:
Die heutige Wissenschaft geht davon aus, dass es Leben auf anderen Planeten gibt, ja, geben muss; allerdings höchstens in Bakterien- oder Mikrobenform. Das Vorhandensein von Wasser in flüssiger Form scheint dabei unabdingbar zu sein! Ich finde nirgends Argumente, die dagegen sprechen; allerdings habe ich versucht darzulegen, dass nicht unbedingt eine im allgemeinen so nette Umwelt wie auf unserer lieben Erde herrschen muss, um zur Entstehung von Leben zu führen.
Rein pragmatisch, unlogisch und auch philosophisch wäre es totale Verschwendung, wenn auf unzähligen Planeten in unzähligen Galaxien nur eine einzige Welt vom Wunder des Lebens heimgesucht worden wäre!
Gäbe es Leben auch ohne Wasser? Ein Fall für einen SF-Autor... ;-)
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