Dieser Jubiliäumstreff wurde am 6.5.2023 begangen und wird hier bildlich und schriftlich kommentiert!
Ich habe schon mal Bilder eingestellt, aber noch ohne Kommentare. Möglicherweise kommen noch Bilder hinzu, die ein Kollege aus einer Parallelklasse gemacht hatte und die mehr Trubel zeigen.
Zuerst wird diese Homepage fertiggestellt, quasi als Test, danach wird das Buch beendet.
Wer zufällig über diese Seite gestolpert ist und sich fragt 'Welches Buch?', dem gebe ich folgende Antwort: Guckst du hier!
Die Texte sind heute, 12.5.2023 soweit fertig. Bildkommentare folgen morgen.
In der Schule
Zunächst hatten sich die einzelnen Klassen und Jahrgänge im Schulhof sortiert und sich auch vorgestellt; immerhin hatten sich einige von unserer a-Klasse seit 50 Jahren nicht mehr gesehen! Da haben sich doch viele Gesichtszüge teilweise enorm verändert, bei anderen sind immerhin die Grundzüge noch erkennbar gewesen. Die Wiedersehensfreude war nicht gerade überschwänglich, aber dennoch zum Teil recht herzlich.
In zwei Gruppen - Jahrgang 1973 und Jahrgänge 1963 und 1953 - ging es dann durch die Schule. Ursprünglich auf eine Stunde ausgelegt dauerte es bei uns doch satte zwei Stunden!
Anschließend begannen Diskussionen, wo wir denn essen gehen wollten: Man einigte sich darauf, nach Wilhelmsfeld zu fahren und dort eine Gaststätte zu suchen. Das Suchen an sich war gar nicht so schwer, aber das Finden einer Lokalität, die uns bewirten würde, erwies sich als unmöglich: alles geschlossen. Samstag mittags gegen 13 Uhr! Einer kam auf die Idee, in einer Bäckerei Teilchen zu kaufen und damit ein Picknick zu machen: Die Bäckerei hatte zwar geöffnet, aber Teilchen waren aus...
Also weiter mit uns neun Jungs in vier Autos. In Altneudorf hatten wir auch dreimal vergeblich angehalten, also weiter nach Schönau. Die ersten Gaststätten waren geschlossen, aber dann entdeckten wir, kaum sichtbar in einer Seitengasse zwischen den dörflichen Häusern, Sonnenschirme und Tische mit Bänken! Man glaubt es kaum: Diese hübsche Gaststätte war tatsächlich geöffnet!
Während wir auf unsere Bestellungen warteten, machte Uli den Vorschlag, unsere Vitas zum Besten zu geben. Es war höchst interessant, wie das Leben der ehemaligen kleinen Jungs, jetzt im Rentenalter, verlaufen ist.
Nach dem wirklich guten Essen fuhren wir nur noch ein kleines Stück bis zum Landheim.
Im Schulbereich
Im Landheim - Vorwort
Auf dem Weg zum Landheim, von der Hauptstraße abbiegend rechts hoch, stellten wir fest, dass sich dort kaum etwas verändert hatte! Sicherlich, auf den Hängen rechts und links standen neuere Häuser, vor allem weiter oben, aber insgesamt war diese kleine Straße kaum von der aus dem Jahr 1969 zu unterscheiden, als wir zuletzt als Schüler hier waren. Allein das gab einen Erinnerungsschub!
Das Landheim selbst stand auch noch so da wie früher, was allerdings nicht sehr überraschend war. Eine Überraschung war aber, dass wir dort zwei Jungs antrafen, die bei der Schulbegehung nicht dabei waren: Hanno Ding und Jürgen Oelschläger.
Die Innenräume des Landheims waren festlich gedeckt, aber der eigentliche Festakt mit der Überreichung der Urkunden fand im Nebengebäude statt. Bevor wir uns über reichlich Kuchen und Kaffee hermachen konnten, mussten wir noch drei Klavierstücke über uns ergehen lassen.
Dann endlich begann die Zeit des Palavers unter den Kameraden, was für viele der eigentliche Höhepunkt war.
Im Landheim
Kommentare der Kameraden
Hans:
Das Treffen hat dieses Mal etwas in mir ausgelöst, was bisher noch nie der Fall war. Vielleicht, weil heuer doch viele aus unserer alten Klasse dabei waren. Manche habe ich seit diesen ominösen 50 Jahren nicht mehr gesehen. Dann das Landheim mit all den, wenn oft auch nur noch vagen, Erinnerungen. Da kam dann doch etwas Wehmut in mir auf, dass die meiste Lebenszeit halt nun mal hinter uns liegt. Aber such is life, wie der Kurpfälzer zu sagen pflegt. Mir jedenfalls ging das Treffen noch nach - im positiven Sinne.
Manfred:
Hans, das hast du so auf den Punkt gebracht! Der Ort, die Schule und unser letztes Klassenzimmer im Dach haben auch mir gezeigt, wie endlich unsere Zeit noch wird! Deswegen lasst uns die Zeit, die wir noch haben, total genießen. Auf ein baldiges Wiedersehen in Monnem! Viele Grüße aus dem grünen Ruhrpott.
Hansi:
Manfred, du hast recht. Carpe Diem. Die Zukunft ist nur da, um die Gegenwart zu vermiesen (Brigitte Bardot, hab ich im Frazösischunterricht gelernt). Ja, ich denke, wir sollten uns bald wieder treffen. Wie ich unser Treffen fand? Nun, die Stimmung fand ich sehr gut. Vor allem fand ich es sehr informativ. Die Klassen mit den Hochbegabten, die Schließung unseres Musikzimmers, unseres Kunstraums und unseres Klassenzimmers wegen Brandschutzmängel. Mann, wir waren teilweise 8 Jahre in diesen Räumen und sind nicht verbrannt. Auf dem Schullandheim habe ich eine Führung durch den Keller vermisst. Das hatten wir das letzte Mal. Das alte Mühlenlaufwerk ist schon toll. Ich war von den vielen Informationen so beeindruckt bzw. mental beschäftigt, dass so etwas wie Erinnerung oder Wehmut nicht aufkam. Mir hat es einfach gefallen.
Hanno:
Ein bisschen enttäuscht war ich über die geringe Teilnehmerzahl unserer ehemaligen Klasse. Auf so manchen nicht Erschienenen hatte ich mich richtig gefreut. Das Jubiläum hätte nach meiner Meinung eine etwas freudigere Stimmung verdient.
Rudolf:
Weniger offizielle Ansprachen und quäkende Geige, dafür mehr internes Gebabbel in der Tischrunde. Sorry! Die Gespräche mit den Kameraden waren das Highlight und die Atmosphäre im Landheim, nicht die zu langen offiziellen Vorträge.
Norbert:
Auch ich war wie Hanno etwas verwundert und enttäuscht, dass nur so wenige Kameraden diesem Aufruf gefolgt waren. Trotzdem habe ich mich gefreut, drei Kameraden zu treffen, die bisher nicht zu den 'kleinen' Klassentreffen kamen und die ich deshalb neu entdeckt hatte! Mein ganz persönliches Highlight war die gute Stunde, in der ich mich vom Trubel absonderte und unsere Landheimzeiten in meine Erinnerung Einzug nahmen. Im Jahr 1969 saß ich zuletzt an diesem Bach, und jetzt hatte er noch das gleiche, faszinierende Rauschen wie damals! Emotionen pur, bis hin zu feuchten Augen...
Nachbemerkung von Manfred:
Es fuhren von der Lessingstraße in kleinen Gruppen junge Goldabiturienten in Richtung ihres Landheimes. Das Ziel war zunächst Wilhelmsfeld mit seiner außerordentlichen Gastronomie. Auf dem Weg dorthin, in den tollen Kurven, vermisste der eine sein Motorrad, der andere seinen alten Sportwagen. Dennoch haben wir in kurzer Zeit Wilhelmsfeld erreicht und haben vor so manchem geschlossenen Lokal gestanden. Glücklicherweise haben wir uns entschlossen, nach Schönau weiterzufahren und haben eine gute Lokalität gefunden mit Außenbetrieb. Wie hatte schon einer von uns im Vorfeld geschrieben: "Lasst uns direkt nach Schönau fahren und sehen, was es dort gibt!" Genauso war es richtig!!!
Zur Info: Der mit dem irren Gefühl nach seinem Motorrad war der Hufi. Und auch der war es, der von Anfang an meinte, sofort nach Schönau zu fahren. Der, der seinen Sportwagen vermisste, war Manfred; aber er tat so mit seinem durchaus guten Gefährt, als wären wir auf Rennstrecken im Odenwald unterwegs! Danke dafür!
Drei Kurzrepliken unserer Klassenlehrer der Jahre 1965 bis 1973 ...
– der ganz normale Wahnsinn bis zum Gipfel Reifeprüfung. Deren Charaktere konnten unterschiedlicher kaum sein, obgleich sie der gleichen Kriegsgeneration entstammten, aus heutiger subjektiver Betrachtungsweise.
Von Klaus Hadameck
„Mens sana in corpore sano“. Zitat des römischen Satirikers Juvenal
Erster Akt
War Latein schon als Unterrichtsfach in der Unterstufe gewiss nicht nach jedem Schülergeschmack, war es viel weniger noch der Klassenlehrer Dr. Walter Schott. Resümierend war er der perfekte Vertreter der damaligen gesellschaftspolitischen Ausrichtung. Hart und ungerecht gegen andere, insbesondere uns Schülern gegenüber. Seine pädagogische Ausbildung wurde ihm auf dem Truppenübungsplatz der Wehrmacht eingehämmert, welche er 1:1 umsetzte. Besonders im Landschulheim in Schönau kam ihm dies bei der Körperertüchtigung sehr entgegen. Im kurzen Sportdress mit weißem Unterhemd – auch bei Temperaturen um den Gefrierpunkt – diktierte er den Gleichschritt: marsch, marsch. Sein Herz aus Stahl und seine markante Armprothese bleiben uns wohl ein Leben lang in unsäglicher Erinnerung.
Binomische Formel (a+b)²= a²+2ab+b²
Zweiter Akt
Herr Ulrich Heusermann – besser bekannt unter dem Synonym „Winnetou“ – lehrte uns in der Mittelstufe Mathematik und Biologie. Was ihn als „Winnetou“ auszeichnete, war seine Friedfertigkeit und Gutmütigkeit, gepaart mit einer väterlichen Fürsorgepflicht. Sein markantes Zeichen waren der lange weiße Mantel mit den angehefteten gelben Lösungszetteln. Während der gesamten Schulzeit kann ich mich an keinerlei Auseinandersetzungen, geschweige denn ausufernde Bösartigkeiten mit diesem Lehrer erinnern. Die Friedenspfeife schwebte über ihm trotz der dunklen Wolken im und über dem Lessing.
„Allwissend bin ich nicht, doch viel ist mir bewußt“ Vers 1582 Mephistopheles
Dritter und letzter Akt
Der Unterricht von „Kurtchen“ Kurt Prüfer war stets von extrem hohen Unterhaltungswert geprägt. Das Schlitzohr erkannte schon damals den medialen Einfluss im Fach Deutsch. So konnten wir über mehrere Unterrichtseinheiten verteilt Goethes Faust auf Vinyl erleben. Stolz präsentierte er dabei seine Sonderausgabe mit Gustav Gründgens als Mephisto. Legendär sind die geschichtlichen Ausführungen seiner Kriegserlebnisse in Afrika. Ihr erinnert euch: Den Blinker am Panzer rechts setzen, aber links in der Wüste abbiegen und die Engländer so zur Verzweiflung bringen. Letztendlich hat er sein Ziel „ihr besteht bei mir alle ausnahmslos das Abitur“ mit List und Tücke erreicht.
Danksagungen
Aus einem mir völlig unbekannten, dummen Grund hatte ich in der Schule und auch im Landheim zwar fotografiert, aber ohne Leute! Man stelle sich vor: Ein Jubiläum ohne Jubilare! Zu Hause hätte ich heulen können; das Buch wäre am Ende ein peinliches Desaster geworden: 50stes Jubiläum, mit leeren Schulräumen und unbelebter Architektur des Landheims...
Kamerad Hans Back hat mich vor diesem Desaster bewahrt: Er stellte mir seine Fotos zur Verfügung, ohne die ich mich in Grund und Boden hätte schämen müssen. Bis auf vier Aufnahmen mit Menschen darauf stammen alle Bilder von ihm. Danke, lieber Hans, für diese Rettung!
Weiterhin bedanke ich mich bei allen, die mir ihre Gedanken zu diesem Treffen geschickt haben mit der Erlaubnis, diese Kommentare zu veröffentlichen.
Zum Abschluss: Meine persönliche Vita
Es mag der Eindruck entstanden sein, dass ich zu den Jubilaren gehörte. Dem ist nicht so! Infolge enormer gesundheitlicher Probleme der Eltern musste ich nach der mittleren Reife, also nach der Untersecunda, die Schule verlassen, um sicherheitshalber eine Lehre zu absolvieren. Anschließend erwarb ich das Fachabitur und danach konnte ich an der Fachhochschule BWL studieren. Somit erwarb ich nach dem Abschluss die allgemeine Hochschulreife, das damals sog. Abitur 2.
Warum bin ich dennoch so sehr am Lessing-Gymnasium interessiert, dass ich nicht nur diese Page ins Leben gerufen, sondern sogar ein Buch über diese Zeit im Lessing geschrieben habe?
Ich gestehe, dass ich es nicht wirklich weiß.
Natürlich war es eine Zeit, die man wohl kaum vergisst. Obwohl "man" relativ gesehen werden muss: Ich fand einige Kameraden, die ebenfalls vor dem Abitur abgegangen waren, und nach nur wenigen Sätzen meinerseits bekam ich zu hören: "Lessing? Lass mich damit in Ruhe"!
Warum mich also diese meine Zeit an dieser Schule so angetrieben hatte, um mich noch bis heute mit ihr zu beschäftigen, bleibt mir ein Rätsel. Nehmt es einfach hin, wie ich auch. Trotzdem bin ich irgendwie stolz, dass ihr mich anerkennt und ich sogar zu diesem Jubiläum eingeladen wurde, obwohl ich de facto nicht dazu gehöre. Herr Schunck, ehemaliger stellvertr. Rektor, meinte dazu, dass alle Schüler dieser Klasse erfasst sind, egal, ob sie bis zum Ende dabei waren oder nicht. Und alle, deren Mailadressen bekannt sind, wurden zu den Jubiläen eingeladen. Leider war ich der einzige der Frühabgänger, der sowohl beim 40sten als auch beim 50sten dabei war.